Folsäure (Vitamin B9, Vitamin B11, Folat)
Folsäure wird auch Vitamin B9 (Deutschland, USA) oder Vitamin B11 (weltweit) oder Folat genannt und gehört zum Vitamin-B-Komplex. Die Bezeichnung „Folsäure“ leitet sich vom lateinischen Wort „folium“ ab, was „(Pflanzen-)Blatt“ bedeutet. Tatsächlich ist Folsäure in grünen Pflanzen wie Spinat und Kohl in hoher Konzentration vorhanden. Als Folat werden sämtliche vom Körper als Vitamin verwendbare, also zum Vitamin umwandelbare Stoffe bezeichnet. Hierzu zählt auch die Folsäure selbst, die erst im Körper in die bioaktive 5,6,7,8-Tetrahydrofolsäure (THF) beziehungsweise das Methylfolat umgewandelt wird. Die biologisch aktiven Formen der Folsäure haben im Körper zahlreiche wichtige Funktionen. Dies betrifft vor allem die Neubildung von Zellen bzw. Zellteilung, den Aufbau der DNA, die Bildung von Blutzellen im Knochenmark (Hämatopoese) und die Homocystein-Regulation. Folsäure ist ein essenzieller Stoff, der im Körper nicht gebildet werden kann und mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Die wichtigsten Funktionen der Folsäure und deren Derivate (Tetrahydrofolsäure THF; 5,10 Methylen-THF; Formyl-THF, 5-Methyl-THF) In der Embryogenese vermittelt Folat den Neuralrohrverschluss in der 3. Schwangerschaftswoche. Daher wird während der Schwangerschaft Folsäure zur Fehlbildungsprophylaxe verordnet. Folsäuremangel erhöht zudem das Risiko von Frühgeburten und Untergewicht der Neugeborenen. Folsäure ist an der Erneuerung der Epithelzellen von Schleimhäuten beteiligt (vor allem im Gastrointestinaltrakt). Folsäure wird zur Blutbildung (Hämatopoese) benötigt (Hämoglobin zum Sauerstofftransport). Hier besteht eine enge Beziehung zum Stoffwechsel von Eisen, Kupfer und Vitamin B12. Die Synthese von Cholin aus den Aminosäuren Lysin und Methionin benötigt Folsäure. Cholin ist ein Bestandteil der Phospholipide (Phosphatylcholin und Phosphatide) und liefert damit eine Grundsubstanz zum Aufbau und der Stabilisierung der Membranen von Zellen und Mitochondrien. Folsäure wird auch benötigt zur Reduzierung erhöhter Homocysteinspiegel. Diese werden im Zusammenhang gesehen mit der Entstehung von Arteriosklerose und deren Folgekrankheiten wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder generelle Durchblutungsstörungen durch die Zunahme von oxidativem Stress in den Blutgefäßen. Homocystein ist auch toxisch für ↗︎ die mitochondriale Funktion und höhere Homocysteinspiegel werden mit ↗︎ Depressionen in Verbindung gebracht. „Depression“ im Sinne eines Gefühls der Niedergeschlagenheit ist ein ↗︎ Symptom vieler Vitamin-bzw. Mineralstoffmangelerscheinungen (z. B. Folsäure, Vitamin C, Magnesium). Nahrungsergänzungsmittel wie B12 oder Folat, das die mitochondrialen Funktionen schützt, sind als ↗︎ Begleittherapie bei der Behandlung von Depressionen wirksam. 5-Methyl-THF wird für die Umwandlung von Homocystein in die Aminosäure Methionin benötigt. Bei dieser enzymatischen Reaktion wird auch Vitamin B12 als Cofaktor benötigt. THF ist ein Cofaktor im Stoffwechsel der Aminosäuren und der „Einzelbausteine“ der DNA (Purine, Pyrimidine). Folsäure spielt auch im Stoffwechsel von Melatonin und Neurotransmittern eine wichtige Rolle (GABA, Noradrenalin, Dopamin und Serotonin). Die empfohlene tägliche Zufuhr beträgt bei Jugendlichen und Erwachsenen 0,4 mg/Tag; Schwangere und Stillende haben einen Bedarf von 0,6 mg/Tag. In Deutschland deutet die Versorgungssituation mit Folsäure darauf hin, dass bei 80 bis 90 % der Bevölkerung die Zufuhr für Folat allein durch den Verzehr von Lebensmitteln nicht ausreicht. Ein erhöhter Bedarf besteht in der Schwangerschaft, bei Schwangerschaftskomplikationen, während Wachstumsphasen, bei Infekten und Eisenmangel, hämolytischer Anämie, Hämodialyse, Krebs, Lebererkrankungen, Hyperthyreose, Fehl- und Mangelernährung. Mögliche Mangelsymptome äußern sich z. B. in Depressionen, Blässe, Anorexie, schneller Ermüdbarkeit, Vergesslichkeit, Gewichtsverlust, Schwäche, Immunschwäche, Störungen des Knochenstoffwechsels, Aborte, Demenz, Polyneuropathie, Glossitis, Stomatitis oder Schleimhautatrophie. Welche Lebensmittel enthalten Folsäure und wann wird die Zufuhr von Folsäure empfohlen? Die Zufuhr von Folsäure wird empfohlen: Zur allgemeinen Prävention Hyperhomocysteinämie Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Kardiovaskuläre Erkrankungen Alzheimer, Demenz Depressionen, Schizophrenie Diabetes mellitus Dialyse Prävention von Neuralrohrdefekten in der frühen Schwangerschaft Infertilität und unzureichende Spermienqualität. Folsäure-Gehalt (µg/100 g Lebensmittel) Limabohnen 360 Kichererbsen 340 Sojabohnen 210 Speisekleie 195 Bohnen, weiß 187 Grünkohl 187 Rosenkohl 182 Linsen 168 Erbsen 151 Feldsalat 145 Spinat 145 Schweineleber 136 Blumenkohl 125 Brokkoli 111 Endivien 109 Spargel 108 Porree 103 Wirsing 90 Knäckebrot 88 Haferflocken 87 Rote Bete 83 Kopfsalat 75 Kohlrabi 70 Ei 67 Erdbeeren 65 Brie 65 Paprika 60 Leberpastete 60 Möhren 55 Kirschen 52 Tomaten 44 Camembert 44 Weintrauben 43 Kakaopulver 38 Rotkohl 35 Auberginen 31 Himbeeren 30 Honigmelone 30 Gurken 27 Pumpernickel 23 Gouda 21 Kartoffeln 20 Stachelbeeren 19 Chesterkäse 19 Bananen 17 Holunder 17 Hummer 16 Reis, natur 16 Roggenbrot 16 Weißbrot 15 Thunfisch 15 Alkoholfreies Bier 15 Vollkornbrot 14 Birnen 14 Joghurt 13 Aal 13 Äpfel 12 Brathuhn 12 Flunder 11 Scholle 11 Rindfleisch 10 Vollmilchschokolade 10 Forelle 9 Schnitzel 9 Schellfisch 9 Heilbutt 9 Garnelen 8 Kabeljau 8 Austern 7 Weißwein 7 Vollmilch 6 Heidelbeeren 6 Buttermilch 5 Hering 5 Ananas 4 Aprikosen 4 Lachs 3 Lammkeule 3 Pflaumen 2 Kotelett 2 Makrele 1 Rotwein 0,2 Zucker 0