Calcium

Calcium ist definitionsgemäß mit mehr als 50 mg pro kg Körpergewicht kein Spurenelement. Es ist eines der häufigsten Mineralien im menschlichen Körper, über 90 % des im Körper vorkommenden Calciums befinden sich in Knochen und Zähnen (für deren Festigkeit Calcium mit verantwortlich ist), sowie in Muskeln und Nerven. Der Calciumspiegel im Serum wird durch drei Hormone reguliert: Parathormon, Calcitonin und Calcitriol. Die Hauptfunktion des Parathormons besteht darin, eine ausreichende Calcium-Konzentration im Blutplasma und in den Körpergeweben zu gewährleisten. Das geschieht mittels Calciumverlagerung und Kontrolle der Calciumausscheidung. Parathormon führt indirekt zur Reifung und Aktivierung der Osteoklasten und damit zu einer Calcium-Phosphat-Mobilisierung aus dem Knochengewebe. Calcitonin ist der Gegenspieler des Parathormons und hat eine calciumsenkende Wirkung. Es hemmt die Calciumfreisetzung aus dem Knochen (durch Reduzierung der Aktivität der Osteoklasten), fördert die Calciumausscheidung über die Niere und setzt die Calciumresorption im Darm herab. Der Calciumspiegel wird kontinuierlich von „Calcium-Sensoren“ (bestimmte Rezeptor-Moleküle) der Nebenschilddrüse überwacht, um die Freisetzung des Parathormons engmaschig zu regulieren. Weitere Vorgänge im gesamten Körper sind auf ausreichende Calcium-Konzentrationen angewiesen: In der Muskulatur wird Calcium für die Muskelkontraktion benötigt, erst der Einstrom von Calcium-Ionen in die Muskelzellen führt zu einer Kontraktion der Muskulatur. Im Nervensystem wird Calcium zur Reizübertragung benötigt, durch den extrazellulären Calcium-Einstrom während eines Reizes werden die Neurotransmitter an Synapsen freigesetzt. Eine intakte Schleimhaut (z. B. Darmschleimhaut) benötigt Calcium zum Wachstum und zur Differenzierung der Epithelzellen. Als Cofaktor wird Calcium für enzymatische Reaktionen benötigt (z. B. beim Abbau der Glukose). Calcium aktiviert das Blutgerinnungssystem, durch Komplexbildung mit Phospholipiden und Gerinnungsfaktoren. Zellmembranen werden durch Calcium stabilisiert, die Differenzierung und Vermehrung von Zellen gefördert. Endokrine Drüsen benötigen Calcium zur Hormonausschüttung, z. B. Insulin aus den pankreatischen ß-Zellen. Bei einem Mangelzustand kann ein Teil des Calciums aus den Knochen gelöst und für andere Stoffwechselaufgaben zur Verfügung gestellt werden. Auch bei Azidosezuständen (Übersäuerungszuständen) wird Calcium vermehrt zu Pufferzwecken aus dem Knochen gelöst, weshalb der Säure-Basenstatus anerkanntermaßen als Risikofaktor für die Osteoporose („Knochenentkalkung“) gilt. Calcium-Störungen können die Folge vieler Krankheiten oder Therapien sein, welche die Hormonsekretion, die Rezeptorempfindlichkeit, die intestinale Absorption und die Nierenwirksamkeit beeinflussen. Eine erniedrigte Calciumkonzentration liegt zum Beispiel bei niedriger Albumin- bzw. Eiweißkonzentration, Vitamin-D-Mangel, Malabsorptionssyndrom, Niereninsuffizienz, Hypoparathyreoidismus u. ä. vor. Erhöht ist die Calciumkonzentration hingegen bei Hyperparathyreoidismus, Tumoren, Flüssigkeitsverlust, Vitamin-A- und D-Überdosierung, Sarkoidose, Hyperthyreose oder Morbus Addison. Indikationen für eine Supplementierung mit Calcium besteht z. B. bei Knochenbrüchen, Osteoporose, Multipler Sklerose, in Schwangerschaft und Stillzeit, beim prämenstruellen Syndrom, Bluthochdruck, Allergien, Bleivergiftungen. Auch bei verschiedenen Medikamenten kann eine Indikation für die Supplementierung mit Calcium bestehen (z. B. Glucocorticoude, Bisphosphonate, Aromatasehemmer oder Antiepileptika). Diese Lebensmittel sind besonders reich an Calcium (angegeben ist der Calcium-Gehalt in mg/100 g Lebensmittel): Mohn   2.500 Hartkäse   1.100 bis 1.300 Sesam   800 Hanfsamen   150 bis 950 Schnittkäse   500 bis 1.100 Brennnesseln   360 Weichkäse   300 bis 500 Getrocknete Feigen   250 Mandeln, Haselnüsse und Amaranth   200 bis 250 Grünkohl, Petersilie   200 bis 250 Brunnenkresse, Löwenzahn und Rucola   150 bis 200 Paranüsse   170 Milch, Joghurt und Kefir   100 bis 150 Chinakohl, Fenchel, Broccoli, Meerrettich   100 bis 150 Molke   70 bis 100 Bleichsellerie   80 Gekochte Sojabohnen   70 Hafermehl und Sonnenblumenkerne   50 Vollkornbrot   50 Rote Rüben   20 Bananen   8 Mineralwasser   2 bis > 50 Quellen Barstow, C. Electrolytes: Calcium Disorders. FP essentials 459, 29–34 2017. Berg JM, Tymoczko JL, Stryer L. Stryer: Biochemie. 2018 Bolland, M. J. et al. Calcium intake and risk of fracture: Systematic review. BMJ 351, 2015. Chiodini, I. & Bolland, M. J. 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