Seit den 1950er und 1960er Jahren ist die medizinische Bedeutung der Alpha-Liponsäure bekannt. So wurde der Stoff u. a. bei Polyneuropathien eingesetzt, aber immer mehr Anwendungsgebiete wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte bekannt. Die Alpha-Liponsäure wird vom menschlichen Organismus selbst gebildet und kommt in zwei chemisch unterschiedlichen Formen in allen Körperzellen vor. Auch über die Nahrung kann Alpha-Liponsäure aufgenommen werden. Fleischprodukte wie Leber, Niere und Herz, aber auch Spinat, Reiskleie, Brokkoli und Tomaten sind eine gute Quelle für Alpha-Liponsäure. Zur allgemeinen Prävention wird eine tägliche Dosis von 60 – 200 mg empfohlen. Je nach Erkrankung werden Dosierungen von 600 mg – 1.200 mg pro Tag empfohlen. Als schwefelhaltige Fettsäure ist sie sowohl fett- als auch wasserlöslich und damit Bestandteil jeder Zelle. Auch die Blut-Hirn-Schranke wird passiert, weswegen sich ihr Schutzmechanismus auch auf Hirnstrukturen ausweiten. Organe bzw. Zellen mit intensiver Stoffwechselaktivität (z. B. Herz und Leber) sowie hoher Mitochondriendichte (Herzmuskelzellen, Nervenzellen, Eizellen) enthalten besonders viel Alpha-Liponsäure. Für die mitochondriale Leistung ist die Alpha Liponsäure von elementarer Bedeutung, denn als Coenzym der Pyruvat-Dehydrogenase und der α-Ketoglutarat-Dehydrogenase ist sie an der Verwertung und Energiegewinnung aus Kohlenhydraten, Fettsäuren und Proteinen in den Mitochondrien beteiligt. Wenn dieser so genannte oxidative Pyruvatabbau gehemmt wird, kommt es zu einem Anstieg von Pyruvat und/oder Laktat im Blutserum, anstatt der effizienten oxidativen Energiebildung. Klinisch manifestiert sich dieses durch Gelenk- und Muskelschmerzen sowie massiver Müdigkeit. Das chronische Erschöpfungssyndrom entsteht durch einen gestörten Energiestoffwechsel der Mitochondrien. Alpha Liponsäure regt diesen Stoffwechsel wieder an. Zusätzlich zur mitochondrialen „Schrittmacher-Funktion“ und effizienten ATP-Produktion in den Mitochondrien hat die Alpha-Liponsäure verschiedene zusätzliche Funktionen, die gerade zur Prävention aber auch zur Behandlung der Zivilisationserkrankungen besonders wichtig sind.
- Als eines der wichtigsten Antioxidantien im Körper ist die Alpha-Liponsäure an der Neutralisierung von Radikalen (ROS/NOS) beteiligt, der Erhöhung zellulärer Cystein- und Glutathionspiegel, der Reduktion der Lipidperoxidation, der Regeneration von Vitamin C, Vitamin E, Coenzym Q10 und Glutathion, sowie der Reparatur geschädigter Proteine. Durch die vielfältigen antioxidativen Wirkungen ist die Alpha-Liponsäure auch für die Krebsforschung ein interessanter Wirkstoff.
- Die antientzündliche Wirkung der Alpha-Liponsäure beruht auf der Hemmung von NF-kB, einem spezifischen Transkriptionsfaktor, der vor allem bei der Regulation der Immunantwort, der Zellproliferation und der Apoptose einer Zelle von großer Bedeutung ist.
- Der Leberzellschutz und die entgiftende Funktion kommt durch die Komplexierung und Ausleitung von Schwermetallen (z. B. Cadmium, Blei) zustande. Darüber hinaus schützt Alpha-Liponsäure die Leber vor oxidativen Schäden und vor Verfettung, die infolge eines Diabetes häufig auftritt.
- Die Insulinverarbeitung wird durch die Alpha-Liponsäure günstig beeinflusst durch eine verbesserte Glukoseaufnahme, Insulinempfindlichkeit und Glykogen-Bildung.
- Durch Alpha-Liponsäure wird die innerzelluläre Fettverbrennung optimiert. Daher wird auch bei einer Reduktionsdiät zur Alpha-Liponsäure geraten.Dadurch kann es zu einer verbesserten Gewichtsabnahme kommen. Alpha-Liponsäure kann eine hypokalorische und ausgewogene Ernährung im Rahmen der Reduktionsdiät nicht ersetzen. Sie dient lediglich der Unterstützung.
- Die Alpha-Liponsäure hat auch nervenprotektive Wirkungen, wirkt antineuropathisch, verbessert den Glukosestoffwechsel im Gehirn, erhöht den neuronalen Glutathionspiegel, sorgt für eine intakte Blut-Hirn-Schranke und trägt auch dazu bei, einer Demenz vorzubeugen.
- In den Blutgefäßen verbessert die Alpha-Liponsäure die durch NO vermittelte Vasodilatation. Faktoren, die zur Gefäßverkalkung führen, können durch Alpha-Liponsäure gestoppt werden. Gleichzeitig wird die Sauerstoffaufnahme im Herzen verbessert, der Cholesteringehalt in der Aorta wird reduziert. Daraus ergibt sich die cardioprotektive Wirkung der Alpha-Liponsäure.
- Am Abbau der Aminosäuren Glycin, Valin, Leucin und Isoleucin ist die Alpha-Liponsäure ebenso beteiligt.
Quellen:
↗︎ Natural molecules and neuroprotection: Kynurenic acid, pantethine and α-lipoic acid
↗︎ Mitochondrial dysfunction and alpha-lipoic acid: Beneficial or harmful in Alzheimer’s disease?
↗︎ Alpha-lipoic acid and its protective role in fructose induced endocrine-metabolic disturbances
↗︎ Insights on the use of α-lipoic acid for therapeutic purposes
↗︎ Alpha-lipoic acid: A therapeutic strategy that tend to limit the action of free radicals in transplantation
↗︎ Natural products – alpha-lipoic acid and acetyl-L-carnitine – in the treatment of chemotherapy-induced peripheral neuropathy alpha-lipoic acid
↗︎ Natural molecules and neuroprotection: Kynurenic acid, pantethine and α-lipoic acid
↗︎ Alpha-lipoic acid (ALA) as a supplementation for weight loss: results from a meta-analysis of randomized controlled trials
↗︎ Lipoic acid metabolism and mitochondrial redox regulation
↗︎ The Immunomodulatory Effect of alpha-lipoic acid in Autoimmune Diseases
↗︎ Alpha-lipoic acid: A therapeutic strategy that tend to limit the action of free radicals in transplantation
↗︎ Natural products – alpha-lipoic acid and acetyl-L-carnitine – in the treatment of chemotherapy-induced peripheral neuropathy