Magnesium

Magnesium nimmt unter den Mineralstoffen eine Schlüsselrolle ein. Es ist für alle Organismen unentbehrlich und kann nicht selbst produziert werden. Daher muss es dem Körper täglich in ausreichender Menge zugeführt werden. In allen Nahrungsmitteln und auch im Trinkwasser ist Magnesium in unterschiedlichen Mengen enthalten. Der Körper eines Erwachsenen enthält etwa 20 g Magnesium (zum Vergleich: 1.000 g Calcium). Magnesium aktiviert im Körper mehr als 300 Enzyme, dabei befindet sich der größte Teil des Magnesiums im Intrazellulärraum. Das Magnesium hat verschiedene Funktionen im menschlichen Körper. Es ist der natürliche Gegenspieler des Calciums und hilft bei der Regelung der Erregbarkeit der Zellen. Magnesium-Ionen sind notwendig, um das Zellwandpotential (auch Membranpotential genannt) aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Dies ist die elektrische Spannung, die zwischen der Innen- und Außenseite einer Biomembran vorhanden ist. Daraus ergibt sich eine selektive Leitfähigkeit für eine oder mehrere Ionensorten. So können Stoffe in die Zelle transportiert oder aus der Zelle in den extrazellulären Raum befördert werden. Dabei stabilisiert Magnesium auch die Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen. Es sorgt dafür, dass sich die Muskelzellen nach der Kontraktion wieder entspannen. Magnesium ist auch wichtig für den Aufbau und die Stabilisierung von Knochen und Zähnen und erfüllt weitere Funktionen im Körper: Im mitochondrialen Energiestoffwechsel wird Magnesium zur Bildung des universellen Energieträgers ATP benötigt. Daher ist Magnesium unabdingbar für die vollständige energetische Verwertung von Nährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Proteine). Wichtig ist Magnesium auch zur Mineralisierung der Knochen und zum Aufbau der Knochenmatrix. Man schätzt, dass die Knochen etwa 55 % des gesamten Magnesiums des Körpers enthalten. Im Herz-Kreislaufsystem wird Magnesium benötigt für die Vasodilatation koronarer und peripherer Gefäße, sowie der Verringerung der Thrombozytenaggregation. Magnesium ist der Gegenspieler von Calcium und kontrolliert den Einstrom von Calcium in die Zellen. Dies ist besonders wichtig für den Ablauf von Muskelkontraktionen und den Gefäßmuskeltonus. Mittels Magnesium wird die zelluläre Signalübertragung von Hormonen und Neurotransmittern geregelt. Mögliche Ursachen für einen Magnesiummangel können sein: eine ungenügende Zufuhr zum Beispiel durch Alkoholismus, Resorptionsstörungen im Magen- Darm-Trakt, Verluste durch chronisches Erbrechen, Durchfall, Einnahme bestimmter Diuretika, hormonelle Störungen bei Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion, Aldosteronüberproduktion. Magnesiummangel löst beim Menschen Ruhelosigkeit, Nervosität, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsmangel, Müdigkeit, allgemeines Schwächegefühl, Herzrhythmusstörungen und Muskelkrämpfe aus. Im Bereich von Psyche und Stoffwechsel wird vermutet, dass auch Depressionen und schizophrene Psychosen durch einen Magnesiummangel verstärkt werden. Auch zum Herzinfarkt kann es durch Magnesiummangel kommen (Verkrampfung der Blutgefäße). Leichter Magnesiummangel kann während schweren Erkrankungen, Schwangerschaft oder im Leistungssport auftreten. Schwere Mangelzustände rühren von Nierenfunktionsstörungen, langandauerndem Durchfall, chronischen Darmentzündungen, schlecht eingestelltem Diabetes mellitus, Kortikoiden (z. B. Kortison) und bestimmten Diuretika. Magnesium wird bei Dosierungen von 400 bis 800 mg die Eigenschaft zugesprochen, einem beschleunigten Telomeraseabbau entgegenzuwirken. Zu viel Magnesium findet sich praktisch ausschließlich bei Patienten mit schwerem Nierenversagen. Quellen: Curry, J. N. & Yu, A. S. L. Magnesium Handling in the Kidney. Advances in Chronic Kidney Disease 25, 236–243 (2018). Gröber U. Mikronährstoffe – Metabolic tuning – Prävention – Therapie. 2011. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart Gröber, U., Schmidt, J. & Kisters, K. Magnesium in prevention and therapy. Nutrients 7, 8199–8226 (2015). Guerrera, M. P., Volpe, S. L. & Mao, J. J. Therapeutic uses of magnesium. American Family Physician 80, 157–162 (2009). Houston, M. The role of magnesium in hypertension and cardiovascular disease. Journal of Clinical Hypertension 13, 843–847 (2011). Kirkland, A. E., Sarlo, G. L. & Holton, K. F. The role of magnesium in neurological disorders. Nutrients 10, (2018). Kuklinski, B. Lunteren I. Gesünder mit Mikronährstoffen – schützen Sie Ihre Zellen vor „Freien Radikalen“. 2016. Aurum Verlag Meyer R. Chronisch gesund. 2009 Ross, A.C., Caballero B. Cousins, R. J., Tucker, K. L. & Ziegler, T. R. Modern Nutrition in Health and Disease. 2014. Wolters Kluwer Serefko, A., Szopa, A. & Poleszak, E. Magnesium and depression. Magnesium Research 29, 112–119 (2016). Swaminathan R. Magnesium metabolism and its disorders. Clin Biochem Rev. 2003 May;24(2):47-66. Tangvoraphonkchai, K. & Davenport, A. Magnesium and Cardiovascular Disease. Advances in Chronic Kidney Disease 25, 251–260 (2018). Vink, R. Magnesium in the CNS: Recent advances and developments. Magnesium Research 29, 95–101 (2016). Volpe, S. L. Magnesium in disease prevention and overall health. Adv. Nutr. 4, (2013).

Methylsulfonylmethan (MSM) – eine wichtige Schwefelverbindung

Schwefel kommt in allen wichtigen Klassen von Biomolekülen vor, einschließlich Enzymen, Proteinen, Zuckern, Nukleinsäuren, Metaboliten oder Cofaktoren von Vitaminen. Daher benötigen alle Körperfunktionen eine ausreichende Versorgung mit Schwefel, vor allem für folgende Körperfunktionen: Bildung Aminosäuren (z. B. Cystein, Methionin, Taurin), sowie Proteinen Synthese von Enzymen, Hormonen (z. B. Insulin) und Glutathion Stoffwechsel Immunsystem Entgiftung Schwefel ist vor allem in tierischen Nahrungsmitteln enthalten (Eier, Fleisch, Fisch, Krabben, Milch, Milchprodukte). Besonders schwefelhaltige pflanzliche Lebensmittel sind Zwiebeln, Knoblauch oder Bärlauch. Die Schwefelverbindung Allicin sorgt für den intensiven Geruch dieser drei Pflanzen. Generell enthalten pflanzliche Lebensmittel weniger Schwefel als tierische Nahrungsmittel. Durch Lagerung und Verarbeitung sinkt der Schwefelgehalt, denn Schwefel ist hitze- und kälteempfindlich. Generell ist bei einer ausreichenden Versorgung mit Eiweiß auch von einer ausreichenden Versorgung mit Schwefel auszugehen. Dennoch kommen Mangelerscheinungen vor, die durch eine ausreichende Versorgung mit Schwefel ausgeglichen werden kann. Schlaffes Bindegewebe, alternde Haut, brüchige Fingernägel, sprödes Haar Niedergeschlagenheit Gelenkbeschwerden Risiko für sportbedingte Muskelschäden Leberstörungen Grauer Star Durchblutungsstörungen Zur Schwefelversorgung bei Mangelzuständen ist Methylsulfonylmethan (MSM) ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel geworden. MSM ist eine natürlich vorkommende schwefelorganische Verbindung, die in der Komplementär- und Alternativmedizin unter einer Vielzahl von Namen wie Dimethylsulfon, Sulfon, Methylsulfon, Sulfonylbismethan, organischer Schwefel oder kristallines Dimethylsulfoxid bekannt ist. Als allgemein anerkannte Substanz mit GRAS (Generally Recognized As Safe) Status, wird MSM von den meisten Menschen in Dosierungen von bis zu vier Gramm täglich gut vertragen, mit wenigen bekannten und milden Nebenwirkungen. Mittlerweile sind die entzündungshemmenden, antioxidativen und immunmodulierenden Wirkungen von MSM genauer untersucht worden, was es zu einem vielversprechenden Wirkstoff bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen macht: Arthritis und Entzündungen Knorpelabbau Verminderter Bewegungsumfang Saisonale Allergien Hautqualität und -textur Krebs   Entzündungshemmung In-vitro-Studien zeigen, dass MSM die Transkriptionsaktivität des Nuklearfaktors NF-κB hemmt. Dies führt zu einer Reduzierung der entzündungsfördernden Interleukine 1 und 6, sowie des Tumor Nekrosefaktors-α (TNF-α).   Antioxidantion und Abbau freier Radikale MSM kann die Expression von Enzymen und Zytokinen reduzieren, die an der Bildung reaktiver Sauuerstoffspezies (ROS) beteiligt sind. Die Herunterregulierung von COX-2 und iNOS reduziert die Menge an Superoxidradikalen (O2-) bzw. Stickstoffmonoxid (NO). Darüber hinaus unterdrückt MSM die Expression von TNF-α, was möglicherweise die mitochondrial erzeugten ROS reduzieren kann.   Immunmodulation MSM moduliert die Immunantwort durch die Wechselwirkung zwischen oxidativem Stress und Entzündungen. Eine chronische Exposition gegenüber Stressoren kann schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem haben, da es desensibilisiert oder überbeansprucht wird und nicht mehr in der Lage ist, eine angemessene Immunantwort hervorzurufen. Die weitreichenden Auswirkungen von IL-6 werden mit der Aufrechterhaltung chronischer Entzündungen in Verbindung gebracht. MSM hat gezeigt, dass es IL-6 in vitro reduziert, was diese chronischen schädlichen Auswirkungen abschwächen könnte. In-vitro-Studien deuten darauf hin, dass MSM die Apoptose in Magen-Darm-Krebszellen, Leberkrebszellen und Dickdarmkrebszellen induzieren kann.   Arthritis und Entzündungen Arthritis ist eine entzündliche Erkrankung der Gelenke, von der derzeit etwa 58 Millionen Erwachsene betroffen sind, wobei ein Anstieg auf 78,4 Millionen bis zum Jahr 2040 erwartet wird. Diese Entzündung ist gekennzeichnet durch Schmerzen, Steifheit und eine eingeschränkte Beweglichkeit des/der arthritischen Gelenke(s). MSM ist derzeit eine alternative Behandlungsmethode für Arthritis und andere entzündliche Zustände. Als Mikronährstoff mit verbesserten Penetrationseigenschaften, wird MSM häufig mit anderen Anti-Arthrose-Mitteln wie Glucosamin, Chondroitinsulfat und Boswelliasäure kombiniert. Klinische Studien bestätigten, dass MSM Schmerzen wirksam lindert. Gleichzeitig wurden auch Verbesserungen bei der Steifigkeit und der Schwellung festgestellt. MSM wird aber auch zur Linderung anderer entzündlicher Erkrankungen beim Menschen wirksam eingesetzt, z. B. interstitieller Zystitis oder saisonaler allergischer Rhinitis.   Schutz und Erhaltung der Knorpelmasse Pro-inflammatorische Zytokine, insbesondere IL-1β und TNF-α, werden mit dem Zerstörungsprozess der Knorpelmasse in Verbindung gebracht. In-vitro-Studien legen nahe, dass MSM den Knorpel schützt, durch seine unterdrückende Wirkung auf IL-1β und TNF-α, sowie durch eine mögliche Normalisierung von hypoxiebedingten Veränderungen des Zellstoffwechsels.   Verbesserung von Bewegungsumfangs und körperlicher Funktion Mit den oben erwähnten Verbesserungen bei Entzündungen und der Knorpelmasse, ist es nicht überraschend, dass positive Veränderungen in der allgemeinen körperlichen Funktion festgestellt wurden. In Studien mit osteoarthritischen Bevölkerungsgruppen, denen MSM täglich verabreicht wurde, wurden signifikante Verbesserungen der körperlichen Funktion beobachtet.   Reduktion von oxidativem Stress In-vitro-Studien legen nahe, dass MSM die mitochondriale Bildung von Superoxid und Wasserstoffperoxid reduziert. Außerdem ist MSM in der Lage, das Verhältnis von reduziertem Glutathion (GSH)/oxidiertem Glutathion (GSSG)-Verhältnis auf ein normales Niveau zu bringen, die NO-Produktion zu verringern und die neuronale ROS-Produktion zu reduzieren. Beim Menschen führt die Vorbehandlung mit MSM vor einer Ausdauerbelastung zu einer akuten Abschwächung der induzierten Proteinoxidation, sowie von Bilirubin, Kreatinkinase, oxidiertem Glutathion und Harnsäure. Weiterhin wurde eine Erhöhung der gesamten antioxidativen Kapazität festgestellt. Eine 28-tägige Supplementierung mit 3,0 g/Tag vor einem anstrengenden Konditionstraining zeigte eine Abnahme von Homocystein.   Verbesserung von saisonalen Allergien MSM verbesserte die Symptomatik saisonaler Allergien, in einer Dosierung von 2,6 g/Tag über 30 Tage.   Verbesserung der Hautqualität und -textur Aussehen und Zustand der Haut verbesserten sich signifikant nach einer MSM-Behandlung. Ebenso verbesserte sich durch die Kombination von MSM und Brenztraubensäure der Pigmentierungsgrad von Melisma, die Hautelastizität und der Grad der Faltenbildung. Eine Kombinationsbehandlung aus Silymarin und MSM erwies sich als nützlich bei der Behandlung von Rosacea-Symptomen.   MSM und Krebs Ein neuer Bereich der MSM-Forschung befasst sich mit der krebshemmenden Wirkung der schwefelorganischen Verbindung. In-vitro-Studien, bei denen MSM allein oder in Kombination verwendet wurde, haben die metabolischen und phänotypischen Auswirkungen auf eine Reihe von Krebszelllinien untersucht, darunter Brustkrebs, Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Leberkrebs, Dickdarmkrebs, Blasenkrebs und Hautkrebs. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. MSM hat sich unabhängig davon als zytotoxisch für Krebszellen erwiesen, indem es die Lebensfähigkeit der Zellen durch die Induktion eines Zellzyklusstopps, einer Nekrose oder Apoptose hemmt.   Quellen: 1. Kim, L. S., Axelrod, L. J., Howard, P., Buratovich, N. & Waters, R. F. Efficacy of methylsulfonylmethane (MSM) in osteoarthritis pain of the knee: A pilot clinical trial. Osteoarthritis Cartilage 14, 286–294 (2006). 2. Lopez, H. L. Nutritional Interventions to Prevent and Treat Osteoarthritis. Part II: Focus on Micronutrients and Supportive Nutraceuticals. PM and R 4, (2012). 3. Satia, J. A., Littman, A., Slatore, C. G., Galanko, J. A. & White, E. Associations of herbal and specialty supplements with lung and colorectal cancer risk in the VITamins and lifestyle study. Cancer Epidemiology Biomarkers and Prevention 18, 1419–1428…

Lebensmittelspezifische IgG-Antikörper und Übergewicht

Die Zahl der fettleibigen Menschen steigt weltweit und mittlerweile wurden die Maßnahmen gegen Adipositas für gescheitert erklärt. Ein härteres Durchgreifen ist dringend notwendig, denn der Kampf gegen Übergewicht kommt nur langsam voran. Adipositas gilt heute als weltweite Epidemie und ist ein starker Risikofaktor für Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Immunstörungen, nichtalkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD) sowie verschiedene Krebsarten. Auch die Zahl der übergewichtigen Kinder ist in den vergangenen 30 Jahren drastisch gestiegen. Kinder in den USA wiegen im Durchschnitt fünf Kilogramm mehr als ihre Altersgenossen vor dreißig Jahren, sie nehmen täglich 200 Kilokalorien mehr zu sich. Übergewicht und Fettleibigkeit bergen eine enorme Belastung der Gesundheitsausgaben für die Gesellschaft. Insgesamt wird Adipositas mit einer Beeinträchtigung der Lebensqualität, einer verkürzten Lebensspanne und erhöhten Kosten im Gesundheitswesen in Verbindung gebracht. Auch die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft geht mit einer Pandemie der Fettleibigkeit und damit verbundenen kardiometabolischen Störungen einher. Die fortschreitende Dysfunktion des weißen Fettgewebes wird immer mehr als wichtiges Merkmal des Alterungsprozesses erkannt, das wiederum zu Stoffwechselveränderungen, Multiorganschäden und einer systemischen Entzündungsreaktion („Inflammageing“) beiträgt. Adipositas weist zahlreiche biologische Ähnlichkeiten mit dem normalen Alterungsprozess auf, wie z. B. chronische Entzündungen und Veränderungen in mehreren Organsystemen. Die Pathophysiologie der Adipositas ist die einer multifaktoriellen chronischen Erkrankung und keineswegs nur das Ergebnis eines Ungleichgewichts zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch. So wurden im übergewichtigen, fettleibigen Organismus eine ganze Reihe von Stoffwechselanomalien, oxidativer Stress, mitochondriale Dysfunktion, Immundysfunktion und chronische Entzündungen niedrigen Grades festgestellt. Adipositas steht ursächlich im Zusammenhang mit chronisch-inflammatorischen Reaktionen im weißen Fettgewebe, die mit der Aktivierung des Immunsystems einhergehen. Obwohl mittlerweile allgemein bekannt ist, dass das Fettgewebe auf Überernährung mit einer Immunreaktion reagiert, sind die ursprünglichen Entzündungsauslöser leider immer noch weithegend unbekannt. Daher ist auch die klinische Wirksamkeit von Medikamenten bisher enttäuschend, die auf die derzeit bekannten Entzündungswege abzielen. Die mit Adipositas einhergehende systemische chronische Entzündung wird als das gemeinsame Krankheitsprinzip verschiedener Zivilisationskrankheiten betrachtet. Der CRP-Wert, als wichtiger Entzündungsmarker, korreliert mit dem Ausmaß des Übergewichts bzw. Insulinresistenz und normalisiert sich üblicherweise wieder nach einer Gewichtsreduktion. Patienten mit niedrigem CRP hatten größeren Erfolg bei der Gewichtsreduktion als Patienten mit höheren CRP-Entzündungsparametern. Das bedeutet, dass im Organismus ablaufende Entzündungen das Abnehmen erschweren. Systemische Entzündungen können auch durch die Nahrung verursacht werden. Das Immunsystem kann Nahrungsproteine oder deren Abbauprodukte als Immunogene erkennen, worauf lebensmittelspezifische IgG-Antikörper gebildet werden, die entsprechende Immunreaktionen und daraus entstehende Entzündungsreaktionen auslösen, die als sog. „stille“ chronisch niedriggradige Inflammationen an Symptomen oder Krankheiten beteiligt sind. Dieser Zusammenhang wurde erstmals in einer Studie mit übergewichtigen Kindern (BMI 25 – 35) nachgewiesen – im Vergleich mit einer Gruppe von Kindern, deren Gewicht im Normalbereich lag. Blutproben aller Kinder wurden auf lebensmittelspezifische IgG-Antikörper und den Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) getestet. Die adipöse Gruppe hatte einen 2,5-fach höheren IgG-Antikörpertiter gegen Lebensmittel und einen dreifach erhöhten CRP-Wert im Vergleich zu den Kindern mit Normalgewicht. Der erhöhten Werte der IgG-Lebensmittelantigene waren mit einem präatherosklerotischen Schaden korreliert, der eine entzündungsbedingte Ursache für sekundären Bluthochdruck ist. Lebensmittelspezifische IgG-Antikörper wurden von den Autoren mit einer chronischen systemischen Entzündung assoziiert, wobei IgG-Antikörper gegen Lebensmittelproteine an entzündlichen Signalwegen beteiligt sind, die zu Übergewicht führen und dieses auch aufrechterhalten. Bei 140 adipösen Probanden wurden Biomarker für Entzündungen (CRP), IgG, IgA und IgM gegen Saccharomyces cerevisiae mannan (ASCA-IgG-Antikörper) sowie Serumzonulin (Darmpermeabilität) untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass nur IgG-positive Probanden höhere CRP-Werte und eine höhere Körperfettmasse aufwiesen. Auch erhöhte Zonulinspiegel waren bei Patienten mit positivem ASCA-IgG häufiger vorhanden als bei Patienten bei denen ASCA-IgG nicht nachweisbar war. In der Studie von Onmus et al. (2016) mit 82 Patienten (18 bis 65 Jahre, BMI ≥ 25) wurde der Frage nachgegangen ob eine IgG-basierte Eliminationsdiät den Gewichtsverlust bei übergewichtigen Patienten unterstützt, die durch eine konventionelle Kalorienrestriktions-Diät kein Gewicht verlieren konnten. Bei allen Patienten wurde ein IgG-basierter Lebensmitteltoleranztest durchgeführt. Die Hälfte der Patienten erhielten danach eine Eliminationsdiät die auf den festgestellten Nahrungsmittelunverträglichkeiten beruhte, während sich die andere Hälfte der Patienten an ihre konventionelle Diät hielt, in Kombination mit körperlicher Aktivität. Alle Patienten wurden von einem Ernährungsberater unterstützt. Die Ergebnisse wurden nach 6-monatiger Diät erfasst: – Durchschnittswerte von 42 Patienten nach einer 6-monatigen IgG-basierten Eliminationsdiät Gewichtsverlust – 8,5 kg; Fettverlust – 4,9 kg; BMI – 2,8; Triglyzeride – 28 mg/dl – Durchschnittswerte von 40 Patienten nach einer 6-monatigen kalorienreduzierten Diät: Gewichtsverlust – 0,8 kg; Fettverlust – 0,5 kg; BMI – 0,7; Triglyzeride – 7 mg/dl Somit wurde in dieser Studie gezeigt, dass Übergewichtige, die durch eine kalorienreduzierte Diät nicht Gewicht verlieren können, durch eine IgG-basierte Eliminationsdiät sowohl Fett als auch Gewicht verlieren. Dabei wurde auch der Triglyceridspiegel signifikant reduziert. In der Studie von Lewis et al. (2011) wurde die Auswirkung einer IgG-basierten Eliminationsdiät auf klinische Parameter untersucht bei Personen, die Gewicht verlieren wollten und/oder übergewichtig waren. Bei 120 Erwachsenen (normal- und übergewichtig) wurde ein IgG-Nahrungsmitteltoleranztest durchgeführt. Körpergewicht, Body-Mass-Index (BMI), Hüft- und Taillenumfang, Blutdruck, Puls und Lebensqualität (SF-36–Fragebogen) wurden zu Beginn der Diät erhoben, sowie auch nach 30, 60 und 90 Tagen. Die Ergebnisse zeigten im Laufe der 3 Monate eine Reduktion von Körpergewicht (ca. 5 Kg), Body-Mass-Index (- 1,8), Hüft- und Taillenumfang (- 3,5 und – 7,4) und diastolischem Blutdruck (- 5,0). Gleichzeitig verbesserten sich alle Indikatoren der Lebensqualität gemäß des SF-36 Fragebogens. Die Meidung IgG-induzierender inflammatorischer Nahrung hemmt die entzündliche Reaktion des Immunsystems und stellt das pro- und antiinflammatorische Gleichgewicht des Körpers wieder her. Symptomverbesserung durch eine individualisierte und zeitlich begrenzte Eliminationsdiät IgG-reaktiver Lebensmittel oder die Beteiligung solcher Antikörper am Krankheitsgeschehen wurde inzwischen für zahlreiche Erkankungen nachgewiesen, z. B. Reizdarm und chronischer Durchfall, Migräne und Kopfschmerzen, Autoimmunerkrankungen, Übergewicht, psychische Störungen, Asthma, allergische Hauterkrankungen, allergische Rhinitis sowie ankylosierende Spondylitis. Quellen Berrington de Gonzalez, A. et al. Body-Mass Index and Mortality among 1.46 Million White Adults. New England Journal of Medicine 363, 2211–2219 (2010). Dandona, P., Aljada, A., Chaudhuri, A., Mohanty, P. & Garg, R. Metabolic syndrome: A comprehensive perspective based on interactions between obesity, diabetes, and inflammation. Circulation 111, 1448–1454 (2005). Exley, M. A., Hand, L., O’Shea, D. & Lynch, L. Interplay between the immune system and adipose tissue in obesity. Journal of Endocrinology 223, R41–R48 (2014). Lauby-Secretan, B. et al. Body Fatness and Cancer — Viewpoint of the IARC Working Group. New England…