Vitamin K
Vitamin K (Vitamin K1, Vitamin K2,) ist keine einheitliche Substanz sondern umfasst eine Gruppe von Substanzen die alle ein gemeinsames Grundgerüst haben. Sie unterscheiden sich voneinander durch die verschiedenen Seitenketten am gemeinsamen Grundgerüst und zählen zu den fettlöslichen Vitaminen (so wie die Vitamine A, D und E). Vitamin K kommt in der Natur als Vitamin K1 vor (Phyllochinon, welches vor allem in Grünpflanzen enthalten ist) und Vitamin K2 (Menachinon, welches von Darmbakterien wie E. coli oder Lactobacillus acidophilus im terminalen Kolon und Ileum gebildet wird. Welche Rolle diese „Eigenproduktion“ spielt, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Die betreffenden Bakterien kommen in einem Darmabschnitt vor, aus dem normalerweise weniger fettlösliche Vitamine in den Körper gelangen. Deshalb nimmt man an, dass das von Darmbakterien produzierte Vitamin K für die Versorgung des menschlichen Körpers kaum eine Rolle spielt. Beide Formen des Vitamins haben die gleiche Wirkung, anscheinend ist aber K2 die aktivere Form des Vitamins mit einer deutlich längeren Halbwertszeit als diejenige von Vitamin K1. Neben den natürlichen Verbindungen Vitamin K1 und K2 gibt es noch das synthetische Vitamin K3 (Menadion), welches früher zur Behandlung von Vitamin-K-Mangel eingesetzt wurde. Es ist mittlerweile aufgrund seiner schädlichen Wirkungen auf die Leber und die roten Blutkörperchen (hämolytische Anämie) nicht mehr zugelassen. Im Organismus ist Vitamin K für die Synthese der Blutgerinnungsfaktoren II, VII, IX und X sowie der Proteine C und S in der Leber verantwortlich. Ohne Vitamin K kann der Körper diese Faktoren nicht herstellen und damit auch keine Blutungen stoppen. Dabei fungiert Vitamin K als Cofaktor bei der Synthese von Gamma-Carboxyglutaminsäure aus Glutaminsäure, was für die genannten Proteine von Bedeutung ist, da hierdurch die Bindung des für die Blutgerinnung bedeutsamen Calciums beeinflusst wird. Vitamin K ist wichtig für den Knochenstoffwechsel, die Knochenfestigkeit und die Regulation des Knochengewebes. Es hemmt den Knochenabbau bei Frauen nach den Wechseljahren. Das Enzym Osteocalzin, das die Knochenmineralisierung reguliert, ist nämlich Vitamin K-abhängig. Untercarboxyliertes Osteocalcin geht mit einer reduzierten Knochendichte einher und erhöhtem Risiko für Hüftgelenksfrakturen. Im Stoffwechsel der Fette ist Vitamin K2 von Bedeutung, zumal es Cholesterin senkende Eigenschaften hat. Kalkablagerungen in Weichteilen wie Blutgefäßen und Knorpeln werden durch Vitamin K verhindert. Vitamin K unterstützt die Regulation von Zellprozessen (wie Zellteilung) sowie bei Reparaturprozessen in Augen, Nieren, Leber, Blutgefäßen und Nervenzellen. Auch im mitochondrialen Energiestoffwechsel ist Vitamin K von Bedeutung. In Tierversuchen mit der Fruchtfliege hat man nachgewiesen, dass Vitamin K2 Bestandteil der Atmungskette ist oder sein kann. Bei einem Vitamin K2-Mangel funktionierten zwar die Komponenten der Atmungskette normal, der Elektronen-Transport war jedoch deutlich eingeschränkt. Als Folge kam es zu einer drastischen Reduktion der ATP-Bildung, d. h. Energie-Produktion. Welches ist der Tagesbedarf an Vitamin K? Die empfohlene Tagesmenge liegt laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene je nach Altersstufe und Geschlecht zwischen 60 und 80 Mikrogramm. Babys im ersten Lebensjahr haben einen täglichen Vitamin K-Bedarf von 4 bis 10 Mikrogramm, Kinder je nach Altersstufe einen Tagesbedarf zwischen 15 und 50 Mikrogramm. Wegen der begrenzten Speicherfähigkeit von Vitamin K im Körper sollte man täglich ausreichend über die Nahrung aufnehmen. Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs, besonders grüne Gemüsesorten, sind sehr gute Vitamin K-Quellen. So zählen vor allem grüne Gemüsesorten wie grüne Blattsalate und grüne Kohlsorten (z. B. Brokkoli, Rosenkohl, Grünkohl) zu den Vitamin K-reichen Lebensmitteln. Auch Kräuter wie Schnittlauch, Algen und Pflanzenöle sind gute Quellen. Natto, ein fermentiertes Sojabohnenprodukt aus Japan, ist eine Quelle mit hohem Vitamin K2-Vorkommen. Fleisch, Eier und Milchprodukte enthalten nur geringe Mengen an Vitamin K2. Vitamin K-Gehalt ausgewählter Lebensmittel (in Mikrogramm pro 100 Gramm Lebensmittel) Apfelsine 3,8 Avocado 19 Birne 4,9 Blumenkohl 57 Brokkoli 270 Butter 7 Chester/Cheddar, 50 % Fett i. Tr. 2,3 Chinakohl 80 Emmentaler, 45 % Fett i. Tr. 2,6 Erdbeeren 5,0 Flunder 3 Grünkohl 817 Hering (Atlantik) 25 Hühnerleber 80 Kabeljau 1,3 Kalbsleber 88 Knollensellerie 41 Kopfsalat 109 Kräuterfrischkäse 30 Kürbiskernöl 112 Magerquark 1,0 Natto 70 Olivenöl 33 Petersilie 360 – 790 Pflaumen 8,3 Rapsöl 150 Rindfleisch (Muskel) 12 Rosenkohl 236 Schnittlauch 380 Scholle 1,2 Schweinefleisch (Muskel) 18 Seelachs 1,6 Speisequark, 40 % Fett i. Tr. 50 Spinat 305 Spirulina-Alge 70 Sprotte 21 Traubenkernöl 280 Trinkmilch, 3,5 % / 1,5 % Fett 0,5 / 0,1 Weintrauben 15 Quellen: Gröber U. Mikronährstoffe – Metabolic tuning – Prävention – Therapie. 2011. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart Kuklinski, B. Lunteren I. Gesünder mit Mikronährstoffen – schützen Sie Ihre Zellen vor „Freien Radikalen“. 2016. Aurum Verlag Meyer R. Chronisch gesund. 2009 Ross, A.C., Caballero B. Cousins, R. J., Tucker, K. L. & Ziegler, T. R. Modern Nutrition in Health and Disease. 2014. Wolters Kluwer Schmidt E, Schmidt N: Leitfaden Mikronährstoffe. Orthomolekulare Prävention und Therapie. 280-285. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München 2004 Schümann K: Kupfer. In: Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen. 147-150. Thieme Stuttgart, New York; 2002