Omega-3-Fettsäuren

Fettsäuren sind Bausteine natürlicher Fette und Öle. Sie bestehen meist aus einer unterschiedlich langen Molekülkette und können gesättigt oder ungesättigt sein. Je nach ihrer Länge werden sie eingeteilt in kurzkettige Fettsäuren (1 bis 8 Kohlenstoff-Atome), auch bekannt als „short chain fatty acids“ (SCFA); mittelkettige Fettsäuren (6 bis 12 Kohlenstoff-Atome) – auch bekannt als „middle chain fatty acids“ (MCFA) und langkettige Fettsäuren (13 bis 21 C-Atome) – auch bekannt als „long chain fatty acids“ (LCFA). Besonders lange Fettsäuren mit mehr als 22 Kohlenstoff-Atomen werden als „very long chain fatty acids“ (VLCFA) bezeichnet. Zusätzlich werden Fettsäuren auch nach ihrem Sättigungsgrad unterteilt. Gesättigte Fettsäuren haben keine chemischen Doppelbindungen zwischen benachbarten Kohlenstoff-Atomen. Im Gegensatz dazu, haben ungesättigte Fettsäuren mindestens eine Doppelbindung. Man unterteilt sie in einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die jeweils nur eine oder mehrere Doppelbindungen haben. Zu den ungesättigten Fettsäuren gehören auch die lebenswichtigen langkettigen (16 – 24 Kohlenstoff-Atome) „Omega-n-Fettsäuren“, wobei das „n“ die Position der ersten Doppelbindung der Fettsäure angibt. Da sie vom „Omega-Ende“ ausgehend gezählt wird, werden diese Fettsäuren als „Omega-n-Fettsäuren“ bezeichnet. Dazu gehören: Omega-3-Fettsäuren (Beispiele: alpha-Linolensäure Eicosatriensäure Eicosatetraensäure Eicosapentaensäure Roughaninsäure Stearidonsäure Heneicosapentaensäure Docosapentaensäure Docosahexaensäure Tetracosapentaensäure Tetracosahexaensäure) Omega-6-Fettsäuren (Beispiele Arachidonsäure Linolsäure Docosadiensäure Docosatetraensäure Docosapentaensäure Gamma-Linolensäure Calendulasäure Eicosadiensäure Dihomogammalinolensäure Tetracosatetraensäure Tetracosapentaensäure) Omega-9-Fettsäuren (Beispiele: Ölsäure Gondosäure Mead’sche Säure Erucasäure Nervonsäure Ximensäure) Die meisten ungesättigten Fettsäuren sind nicht essentiell und können vom Körper selbst gebildet werden, aus gesättigten Fettsäuren, Glukose oder Aminosäuren. Manche ungesättigte Fettsäuren (z. B. alpha-Linolensäure (Omega-3) und Linolsäure (Omega-6) sind jedoch essentiell und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Diese Fettsäuren sind wichtige Bausteine von Zellmembranen und werden für die Regeneration, Reparatur und das Wachstum von Zellen benötigt. Gleichzeitig sind sie aber auch Ausgangsstoffe für die Bildung von Eicosanoiden als wichtigen Gewebshormonen (Leukotriene, Prostaglandine, Thromboxane und Prostacycline). Diese sind an zahlreichen Vorgängen im Körper beteiligt. Dazu gehören die Regulierung von Entzündungen und des Immunsystems, des Neurotransmitterstoffwechsels, der Blutgerinnung, sowie der Entwicklung von Gehirn und Nervensystem. Fetter Fisch, Nüsse, Avocados, Fleisch, Getreide und Kartoffeln sind die häufigsten Nahrungsquellen für ungesättigte Fettsäuren. Auch pflanzliche Öle sind gute Quellen ungesättigter Fettsäuren. Olivenöl besteht zu einem Großteil aus der einfach ungesättigten Ölsäure, enthält aber auch Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren (s. auch detailliertere Informationen in den folgenden Abschnitten). Zu den wichtigsten Omega-3-Fettsäuren gehören die Eicosapentaensäure (EPA) und die Docosapentaensäure (DHA). Sie haben ein hohes therapeutisches und präventivmedizinisches Potenzial bei chronisch degenerativen, neuropsychiatrischen oder entzündlichen Erkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, ADHS, Alzheimer etc.). Dabei spielt das mit der Nahrung aufgenommene Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren eine besonders große Rolle. Die wesentlichen Funktionen der Eicosapentaensäure (EPA) und die Docosapentaensäure (DHA): Als Bestandteil biologischer Membranen werden EPA und DHA zur Bildung weicher und geschmeidiger Zellmembranen (z. B Erythrozyten) und zur Bildung von Phospholipiden benötigt. Auch am Aufbau von Cardiolipin in der mitochondrialen Membran (s. auch unseren Newsletter vom 14. August 2020) sind EPA und DHA beteiligt. Die antientzündliche Wirkung kommt mitunter dadurch zustande, dass EPA die Arachidonsäure kompetitiv vom Rezeptor verdrängt. Antiinflammatorische, antichemotaktische und antithrombogene Stoffe werden gebildet, der Transkriptionensfaktor NFκB (der bei Entzündungen eine wichtige Rolle spielt) wird gehemmt, Resolvine werden gebildet. Neben entzündlichen Erkrankungen scheinen EPA und DHA sowie daraus gebildete Resolvine auch die Krebsprogression zu modulieren. Die Zufuhr von EPA und DHA wurde mit einer reduzierten Entzündung bei kolorektalem Krebs und einem günstigen Phänotyp bei Brustkrebs in Verbindung gebracht. Resolvine bieten ein vielversprechendes therapeutisches Potenzial, da sie die Entzündung mit minimalen Nebenwirkungen modulieren können, im Gegensatz zu den derzeit verfügbaren entzündungshemmenden Medikamenten. EPA und DHA wirken auf die Endothelien der Gefäße, sie steigern die durch NO geförderte Entspannung der Gefäße, verhindern dass Monozyten und Granulozyten sich an Endothelien anlagern, reduzieren die Bildung proinflammatorischer Zytokine und verhindern die Freisetzung von Plättchen aktivierendem Faktor. Somit werden in den Gefäßen arteriosklerotische Plaques stabilisiert, Entzündungsmarker wie CRP oder E-Selectin werden reduziert. Durch die antithrombotische und antiatherogene Wirkung von EPA und DHA kann im Herz-Kreislaufsystem nicht nur eine endothelschützende Wirkung zustande kommen, sondern auch ein kardioprotektiver und antiarrhythmischer Effekt (durch Regulierung von Ionenkanälen). Man geht davon aus, dass die antiinflammatorischen Effekte von EPA und DHA durch Resolvine zustande kommen, als deren aktiven Metaboliten. Sie lassen akute Entzündung schneller abklingen und wurden klinisch mit der Auflösung einer akuten Nieren- oder Lungenverletzung und der Hemmung der Mikroglia-aktivierten Entzündung bei neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Omega 3-Fettsäuren wirken positiv auf den Stoffwechsel der Blutfette, indem sie die Bildung der Triglyceride senken, sowie auch die Lioproteine von sehr geringer Dichte (VLDL). Sie bewirken eine leichte Erhöhung des HDL und eine moderate Senkung des LDL. Eine positive Wirkung üben Omega-3-Fettsäuren auch auf die Entwicklung von Gehirn und Nervenzellen aus. Sie sind wichtig für die Intelligenz bzw. kognitive Leistungen, sowie die Bildung der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin. Weiterhin unterstützen sie die Integrität der Blut-Hirn-Schranke, und fördern die Aufnahme und Verwertung von Glukose in den Nervenzellen. Folgende pflanzliche Öle sind besonders reich an Omega-3-Fettsäuren: Leinöl (56 – 71 %), Chiaöl (64 %), Hanföl (ca. 17 %), Walnussöl (ca. 13 %), Rapsöl (ca. 9 %) und Sojabohnenöl (ca. 8 %). Unter den tierischen Lebensmitteln sind Omega-3-Fettsäuren besonders in Lachs, Sardellen, Sardinen, Hering, Makrelen, und weißem Thunfisch enthalten. Fisch und Fischöle werden – auch aufgrund ihres Gehalts an Omega-3-Fettsäuren – mit verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen gegen zahlreiche Zivilisationserkrankungen in Verbindung gebracht, einschließlich kardiovaskulärer Erkrankungen und Krebs. In einer groß angelegten Untersuchung wurden 89 klinische Studien zu den gesundheitlichen Ergebnissen des Fischkonsums untersucht. Der regelmäßige Verzehr von Fisch brachte eine Vielzahl gesundheitlicher Vorteile, mit der größten Risikoreduktion bei 2 bis 4 Portionen pro Woche. Jede Steigerung um etwa eine Portion/Woche reduzierte das Risiko koronarer Herzkrankheiten, kardiovaskulärer Erkrankungen, Gesamtmortalität, Schlaganfall, Myokardinfarkt, akutes Koronarsyndrom, Herzinsuffizienz, Magen-Darm-Krebs, metabolisches Syndrom, Demenz und Alzheimer-Krankheit um 2 bis 7 %. Günstige Assoziationen wurden auch für Krebserkrankungen, atopische Erkrankungen, Muskel- und Skelett-Erkrankungen, gastrointestinale Erkrankungen sowie Augenerkrankungen festgestellt. Quellen: Berg JM, Tymoczko JL, Stryer L. Stryer: Biochemie. 2018 Gröber U. Mikronährstoffe – Metabolic tuning – Prävention – Therapie. 2011. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart Kuklinski, B. Lunteren I. Gesünder mit Mikronährstoffen – schützen Sie Ihre Zellen vor „Freien Radikalen“. 2016. Aurum Verlag Meyer R. Chronisch gesund. 2009 Ross, A.C., Caballero B. Cousins, R.…

L-Glutathion

Der menschliche Körper hat ein eigenes und beständig aktives System, um die Radikalbildung zu neutralisieren. Hierzu gehören essentielle Vitamine wie Vitamin C, Mineralstoffe wie Magnesium, Spurenelemente wie Zink und Selen, sowie das körpereigene Tripeptid Glutathion. Durch zunehmende Einflüsse von Umweltnoxen in Trinkwasser, Atemluft und Nahrungsmitteln ist das Redoxsystem allerdings einem beständigen Stress ausgesetzt. Als Folge dessen kommt es zum Absinken körpereigenen Radikalfänger, die durch die Nahrungszufuhr auch nicht mehr ausgeglichen werden können. Glutathion ist ein körpereigenes Tripeptid, welches in den Mitochondrien aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und Glycin gebildet wird. Gemeinsam mit den Glutathion-abhängigen Enzymsystemen ist Glutathion essenziell für die Aufrechterhaltung des intrazellulären Redoxgleichgewichts, es ist das wichtigste Antioxidans innerhalb der Zellen. Es ist in jeder Körperzelle vorhanden und an zahlreichen Entgiftungs-, Transport- und Biosynthesefunktionen beteiligt. Glutathion ist als höchst effektives Antioxidans ein ganz wesentlicher Zellschutzfaktor, der vor allem die Fettsäuren der Zellmembranen vor oxidativen Schäden schützt, sowie auch Proteine und Nukleinsäuren. Wenn durch Glutathion freie Radikale abgebaut werden, dann geht die reduzierte Form von Glutathion in die oxidierte Form über (Glutathiondisulfid, GSSG). Eine gesunde Zelle enthält etwa 500 Mal mehr Glutathion in reduzierter als in oxidierter Form. Die Bildung der reduzierten Form des Glutathions hängt aber maßgeblich von der Verfügbarkeit der nicht essenziellen Aminosäure L-Cystein ab. Ein bestehender L-Cystein-Mangel geht immer mit einem Mangel an Glutathion einher. Solange Zellen einen ausreichenden Vorrat an reduziertem Glutathion haben, sind sie geschützt vor oxidativen Schäden. Lebensmittel enthalten sowohl reduziertes als auch oxidiertes Glutathion. Bei einer vollwertigen Ernährung, einem gesunden Lebensstil und ausreichend Bewegung, Meidung von Toxinen und Umweltbelastungen kann man davon ausgehen, dass der Körper über ausreichende Reserven an Glutathion verfügt. Frische Bierhefe hat den höchsten Gehalt an Glutathion, mit ca. 0,7 g pro 100 g Bierhefe. Weitere Glutathion-reiche Lebensmittel sind Avocados, Spargel, Wassermelonen und frischer Schinken. Aber auch Obst und Gemüse enthalten ähnliche Mengen an Glutathion, vor allem Walnüsse und Erdnüsse. Wichtig ist dabei, dass die Lebensmittel frisch und nach Möglichkeit roh verzehrt werden, denn bei der Verarbeitung wird Glutathion oxidiert. Therapeutisch ist nur die reduzierte Form des Glutathions mit einer freien SH- Gruppe wirksam. Dieses wird in den Protokoll-Lösungen eingesetzt. Funktionen von Glutathion: Durch die innerhalb der Mitochondrien ablaufenden Reaktionskaskaden entstehen ständig aggressive chemisch-aktive Verbindungen, sogenannte freie Radikale. Sie entstehen als Stoffwechselmetaboliten bei der Oxidation und sind für Schädigungen sowohl der Mitochondrien selbst, aber auch anderer Zellorganellen, der Zell-DNA und der extrazellulären Matrix verantwortlich. Für eine gut funktionierende Immunkompetenz reguliert Glutathion den Lymphozytenstoffwechsel, sowie die Aktivität von CD4-T-Helferzellen und NK-Zellen. Eine erhöhte Glutathionzufuhr ist dementsprechend zum Beispiel bei Infektionserkrankungen erforderlich. Es besteht allerdings nicht bei allen Patienten ein erhöhter Bedarf an Glutathion. Internationale klinische Studien zeigen, dass reduziertes Glutathion auch Tumorzellen in die Apoptose überführen kann und in der klinischen Anwendung Tumorremissionen unterschiedlicher Tumorarten bewirkt. Der Glutathion-Stoffwechsel spielt bei einer Vielzahl von bösartigen Erkrankungen sowohl eine positive als auch eine schädliche Rolle. Er ist für die Entfernung und Entgiftung von Karzinogenen von entscheidender Bedeutung, und Veränderungen in diesem Stoffwechselweg können das Überleben der Zellen tiefgreifend beeinflussen. Ein Überschuss an Glutathion fördert jedoch die Tumorprogression, wobei erhöhte Werte mit einer erhöhten Metastasierung korrelieren. Bei Tumorpatienten empfiehlt es sich daher, den intrazellulären Glutathiongehalt zu messen, da Glutathion die fixierte Alkalose (zu hohe pH-Werte, Basenüberschuss) verstärken und somit den Zellteilungszyklus erhöhen kann. Daher empfiehlt es sich, vor Verabreichung den Glutathion-Spiegel zu bestimmen, und dann zu entscheiden, ob man der Protokoll-Lösung Glutathion hinzufügen sollte oder nicht. Bei dem Endothelschutz ist Glutathion beteiligt, indem es die NO-Bioverfügbarkeit erhöht. Verschiedene zelluläre Prozesse werden durch Glutathion mitgesteuert, z. B. die Reparatur beschädigter DNA, die Teilung und das Wachstum von Zellen, sowie der Zellstoffwechsel. Glutathion vermittelt den Transport verschiedener Stoffe durch die Zellmembran. Die Bildung von Leukotrienen und Prostaglandinen (die Entzündungen und allergische Reaktionen im Körper auslösen und aufrechterhalten) benötigt Glutathion. Glutathion ist wichtig für die Schwermetallentgiftung, vor allem von Blei, Cadmium und Quecksilber. Quellen: Alberts B, Johnson A, Lewis J, et al.: Molecular Biology of the Cell. 2017 Bansal, A. & Celeste Simon, M. Glutathione metabolism in cancer progression and treatment resistance. Journal of Cell Biology 217, 2291–2298 (2018). Berg JM, Tymoczko JL, Stryer L. Stryer: Biochemie. 2018 Desideri, E., Ciccarone, F. & Ciriolo, M. R. Targeting glutathione metabolism: Partner in crime in anticancer therapy. Nutrients 11, (2019). Diaz-Vivancos, P., De Simone, A., Kiddle, G. & Foyer, C. H. Glutathione – Linking cell proliferation to oxidative stress. Free Radical Biology and Medicine 89, 1154–1164 (2015). Forman, H. J., Zhang, H. & Rinna, A. Glutathione: Overview of its protective roles, measurement, and biosynthesis. Molecular Aspects of Medicine 30, 1–12 (2009). Gould, R. L. & Pazdro, R. Impact of supplementary amino acids, micronutrients, and overall diet on glutathione homeostasis. Nutrients 11, (2019). Gröber U. Mikronährstoffe – Metabolic tuning – Prävention – Therapie. 2011. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart Kuklinski, B. Lunteren I. Gesünder mit Mikronährstoffen – schützen Sie Ihre Zellen vor „Freien Radikalen“. 2016. Aurum Verlag Meyer R. Chronisch gesund. 2009 Ross, A. C., Caballero, B., Cousins, R. J., Tucker, K. L. & Ziegler, T. R. Modern Nutrition in Health and Disease. The American Journal of Nursing (Wolters Kluwer, 2014).

Vitamin C (L-Ascorbinsäure)

Schon die Ägypter um 3.000 v. Chr. und Hippokrates um 500 v. Chr. beschrieben Vitamin-C-Mangel als Krankheit, die im 16. und 17. Jahrhundert als Skorbut bekannt wurde, die Krankheit der Seefahrer. Typische Symptome von Skorbut sind Nasenbluten, geschwollenes Zahnfleisch und verzögerte Wundheilung. Überall dort, wo Obst und Gemüse knapp waren, bestand diese Krankheit weiter, deren Heilung so einfach war – mit Zitronen und anderen Früchten sowie mit pflanzlicher Ernährung. Trotzdem wurde erst im 19. Jahrhundert der regelmäßige Konsum von Zitronen und deren Saft für die Matrosen der Handelsmarine und der Royal Navy obligatorisch. Im Jahr 1932 wurde die Ascorbinsäure als das „Antiskorbut-Prinzip“ in den Laboratorien von Szent-Gyorgyi bestimmt, der dafür im Jahr 1937 den Nobelpreis erhielt. Vitamin C ist in Pflanzenblättern und in Chloroplasten (den grünen Zellorganellen der Pflanzen) reichlich vorhanden und wird für das Pflanzenwachstum und der Entwicklung der Pflanze benötigt. Fast alle tierischen Lebewesen können aus Glukose Vitamin C bilden. Davon ausgenommen sind aber der Mensch, Affen, Meerschweinchen, Fledermäuse und einige Fische. Den Menschen fehlt ein wichtiges Enzym für die Umwandlung von Glukose in Vitamin C. Dieses Vitamin ist ein Elektronenspender oder Reduktionsmittel und alle seine bekannten Funktionen sind auf diese Eigenschaft zurückzuführen. Vitamin C spendet nacheinander zwei Elektronen aus der Doppelbindung zwischen den Kohlenstoffen zwei und drei. Wenn diese Elektronen verloren gehen, wird Vitamin C oxidiert und eine weitere Verbindung wird reduziert, wodurch die Oxidation der reduzierten Verbindung verhindert wird. Vitamin C ist daher als ausgezeichneter Radikalfänger – oder Antioxidans – bekannt. Tatsächlich ist Vitamin C der „Tausendsassa“ unter den Vitaminen mit vielfachen Funktionen: Eine funktionierende Immunkompetenz benötigt Vitamin C zur Stimulierung des zellulären und humoralen Immunsystems, zum Schutz der Phagozytenmembran vor oxidativer Selbstzerstörung, zur Aktivierung des Komplementsystems und zum Histaminabbau, bzw. Förderung von Wachstum und Wundheilung. Als Cofaktor von 9 Enzymen ist Vitamin C an der Biosynthese bzw. dem Stoffwechsel von Peptidhormonen, Norepinephrin, Kollagen, Carnitin, Cholesterin, Folsäure und Tyrosin beteiligt. Als zelluläres Antioxidans reguliert Vitamin C die Genexpression und die Bildung von Proteinen (Translation der mRNA) und verhindert oxidative Schäden. Außerhalb der Zellen fördert Vitamin C die Gefäßerweiterung, Endothelzellen werden geschützt und die NO-Bioverfügbarkeit verbessert. Extrazellulärer oxidativer Stress wird reduziert, sowie auch die extrazelluläre Oxidation von Lipoproteinen; die Bildung von Lipid-Peroxiden wird verhindert. Vitamin C regeneriert das Vitamin E-Radikal in das reduzierte und antioxidativ wirksame Vitamin E (α-Tocopherol). Zur Regeneration von Glutathiondisulfid zu Glutathion wird Vitamin C benötigt. Im Magen verhindert Vitamin C die Bildung von Nitrosaminen aus Nitrit und sekundären Aminen. Vitamin C bietet als Radikalfänger einen effektiven Schutz gegen toxische Produkte, die beim Rauchen aufgenommen werden oder entstehen, z. B. Cadmium, Nitrite oder polyzyklische Kohlenwasserstoffe. Raucher leiden daher unter ständigen Vitamin C-Mangel. Im Dünndarm fördert Vitamin C die Absorption von Eisen und wird benötigt zur Eisenübertragung von Transferrin (Transportprotein) auf Ferritin (Speicherprotein). Vitamin C wird zur Entgiftung benötigt, denn es hält die Schwermetalle im Körper in Lösung damit sie ausgeschieden werden können, anstatt in Geweben gespeichert zu werden. Zur Bildung von Neurotransmittern wird Vitamin C benötigt: Tryptophan wird in 5-Hydroxytryptophan umgewandelt (Serotonin-Vorstufe), die Biosynthese von L-Dopa gefördert und Dopamin zu Noradrenalin ungewandelt. Besonders viel Vitamin C ist in Zitrusfrüchten, Erdbeeren, Honigmelone, Cantaloupe-Melone, Kiwi, Papaya, Trauben und Äpfeln enthalten. Brokkoli, Paprika und Rosenkohl sind die Gemüsesorten mit dem höchsten Gehalt an Vitamin C. Bei abwechslungsreich gestalteten täglichen fünf Portionen Obst und Gemüse werden etwa 200 bis 300 mg Vitamin C aufgenommen. Die Empfehlung der täglichen 5 Portionen basiert auf mehr als 200 Studien, die den umgekehrten Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Krebs und einem erhöhten Obst- und Gemüseverzehr bzw. der Aufnahme von antioxidativen Nährstoffen, einschließlich Vitamin C, beschreiben. Da Vitamin C nicht stabil ist, kann sein Gehalt in pflanzlichen Lebensmitteln je nach Jahreszeit, Transport, Haltbarkeit, Lagerung und Kochgewohnheiten variieren. Epidemiologische Studien beschreiben einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Obst und Gemüse und dem Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Verzehr von Obst und Gemüse war mit einer Senkung des Blutdrucks verbunden, einem Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allerdings ist bei der Prävention sowohl von Krebs als auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht bekannt, ob der mit dem Obst- und Gemüseverzehr verbundene Nutzen auf das Vitamin C selbst, oder auf die Kombination aus Vitamin C mit anderen Inhaltsstoffen zurückzuführen ist. Vitamin C wird rasch wieder ausgeschieden, denn es gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen. Nach nur 3 Stunden ist nur noch die Hälfte der ursprünglich aufgenommenen Menge im Körper vorhanden. Nach weiteren 3 Stunden ist davon wieder nur die Hälfte übrig usw. Daher soll die tägliche Einnahme von Vitamin C immer über mehrere Dosen verteilt werden. Wenn man z. B. 6 Mal pro Tag 250 mg aufnimmt, dann würde sich der Serumsspiegel zwischen 100 und 250 mg einpendeln. Indikationen für Vitamin C sind die allgemeine Prävention, Allergien, Asthma, allergischer Rhinitis, Katarakt, Makuladegeneration, Glaukom, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Dickdarmpolypen, Erkältungskrankheiten, Harnwegsinfekte, Herz-Kreislauf in Erkrankungen, Krebserkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen, Paradontopathien, Rauchen, rheumatoide Arthritis, Stress und Wundheilungsstörungen. Eine wachsende Zahl von Studien hat gezeigt, dass Vitamin C Krebszellen in vitro abtöten und das Tumorwachstum in vivo verlangsamen kann. Vitamin C kann auf drei Schwachstellen abzielen, die viele Krebszellen gemeinsam haben: das Redox-Ungleichgewicht, die epigenetische Reprogrammierung und die Regulierung der Sauerstoff-Wahrnehmung. Obwohl Vitamin C nachweislich das Tumorwachstum in vielen verschiedenen Krebsmodellen reduziert, könnte das klinische Potenzial von Vitamin C als Krebstherapie auch in seiner kombinierten Anwendung mit anderen Krebstherapien liegen. Zahlreiche präklinische und klinische Studien weisen darauf hin, dass die parenterale Injektion von Vitamin C sogar synergistisch mit herkömmlichen Krebstherapien wirken könnte. Quellen Ames, B. N. & Gold, L. S. The causes and prevention of cancer: The role of environment. in Biotherapy 11, 205–220 (1998). Byers, T. & Guerrero, N. Epidemiologic evidence for vitamin C and vitamin E in cancer prevention. in American Journal of Clinical Nutrition 62, (American Society for Nutrition, 1995). Willett, W. C. Fruits, vegetables, and cancer prevention: Turmoil in the produce section. Journal of the National Cancer Institute 102, 510–511 (2010). Boffetta, P. et al. Fruit and vegetable intake and overall cancer risk in the european prospective investigation into cancer and nutrition (EPIC). J. Natl. Cancer Inst. 102, 529–537 (2010). Hung, H. C. et…