Neue Studie zu Reizdarm: IgG-Eliminationsdiät ist wirksamer als herkömmliche Reizdarm-Diäten
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine chronische gastrointestinale Erkrankung, die auf einer funktionellen Störung des Darms beruht. Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall oder Verstopfung, die sich bei Stress häufig verstärken. Daher ist auch die Behandlung von RDS-Patienten schwierig und komplex. Mit der gegenwärtigen Arzneimitteltherapie des Reizdarmsyndroms sind viele Patienten unzufrieden, worauf sich auch ihre Suche nach alternativen Heilmethoden begründet, insbesondere in Bezug auf ernährungstherapeutische Ansätze. Etwa 20 – 65 % der Patienten sind davon überzeugt, dass die Unverträglichkeit bestimmter Nahrungsmittel zu ihrer Symptomatik beiträgt. Manche Patienten scheinen von der Karenz bestimmter Nahrungsmittel zu profitieren. Vieles deutet darauf hin, dass eine angemessene Umstellung der Ernährung ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung des RDS ist. Die Ergebnisse zahlreicher Studien zeigten zum Beispiel, dass FODMAP-Kohlenhydrate (fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole) die Symptome des Reizdarmsyndroms verursachen oder verstärken. Es hat sich gezeigt, dass eine FODMAP-arme Ernährung wirksam ist bei der Behandlung von funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen und auch den Patienten mit Reizdarmsyndrom Linderung verschafft. In den letzten Jahren hat die Hypothese immer mehr Anhänger gefunden, dass die Symptome des Reizdarmsyndroms auch aus IgG-abhängigen Nahrungsmittelintoleranzen resultieren. Atkinson (2004) und Dixon (2000) stellten fest, dass erhöhte Serumkonzentrationen von IgG-Antikörpern auf Lebensmittelproteine ein Marker für Immunaktivierung und die Manifestation einer verzögerten Nahrungsmittelüberempfindlichkeit sein können. Sie konnten nachweisen, dass eine Eliminations-Rotationsdiät eine wirksame Methode zur Linderung der Symptome von Reizdarmpatienten ist. Verschiedene andere Wissenschaftler bestätigten diese Erkenntnisse, wir haben darüber in unseren früheren Newslettern mehrfach und ausführliche darüber berichtet: Guo et al., 2012: Fragestellung/Ziel: Welches ist der Beitrag einer auf IgG-Antikörpern basierender Eliminationsdiät bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms mit Durchfall-Prädominanz? Schlussfolgerung der Autoren: Eine 12-wöchige Eliminationsdiät führte zu signifikanten Verbesserungen bezüglich der Bauchschmerzen (Blähungen, Stärke und Häufigkeit), Frequenz der Durchfälle, Spannungsgefühl im Bauch, Stuhlform, allgemeines Gefühl des Leidens und Gesamtwertung der Symptome im Vergleich mit dem Zustand der Patienten vor Beginn der Eliminationsdiät. Drisko et al., 2006: Fragestellung/Ziel: Kann eine Korrektur des luminalen Mikromilieus, beruhend auf einer Eliminationsdiät mit anschließender Einführung von Nahrungsmitteln und Einnahme von Probiotika zu einer verbesserten Symptomatik des Reizdarmsyndroms führen? Schlussfolgerung der Autoren: Die Daten zeigten, dass die Identifizierung und Berücksichtigung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten im Rahmen einer Eliminations- und Rotationsdiät zu einer nachhaltigen Verbesserung der Reizdarm-Symptomatik und der Lebensqualität führt. Zuo et al., 2007: Fragestellung/Ziel: Untersuchung von Lebensmittel-spezifischen IgG- und IgE-Antikörpern bei Patienten mit Reizdarmsyndrom und funktionellen Verdauungsstörungen sowie gesunden Probanden und Korrelation der Symptome mit IgG-Titern. Schlussfolgerung der Autoren: Bei Patienten die am Reizdarm-Syndrom leiden oder an Verdauungsstörungen, lag eine erhöhte Konzentration und Serum-Antikörpern gegen Nahrungsmittel vor. Es wurde jedoch kein Zusammenhang festgestellt zwischen der Ausprägung der Symptome und dem Antigen-spezifischen IgG-Antikörper-Titer im Serum. Aydinlar et al., 2013: Fragestellung/Ziel: Welches ist das therapeutische Potenzial einer IgG-basierten Eliminationsdiät bei der Behandlung von Patienten mit Migräne, die gleichzeitig am Reizdarmsyndrom leiden? Schlussfolgerung der Autoren: Es wurde eine wesentliche Verringerung der Migräne (hinsichtlich Anzahl, Stärke und Dauer der Anfälle sowie Anwendung der notwendigen Medikation) und der Reizdarmbeschwerden (schmerzhafte Blähungen) nachgewiesen. Die Patienten berichteten auch von einer wesentlichen Verbesserung ihrer allgemeinen Lebensqualität. Xie et al., 2019: Fragestellung/Ziel: Welches ist das therapeutische Potenzial einer IgG-basierten Eliminationsdiät in Kombination mit Probiotika bei der Behandlung von Patienten mit Migräne, die gleichzeitig am Reizdarmsyndrom leiden? Schlussfolgerung der Autoren: Es wurde eine wesentliche Besserung der Symptomatik beider Erkrankungen festgestellt, wobei auch der Serotoninspiegel im Serum der Patienten anstieg. In einer ↗︎ neu erschienenen Studie und der entsprechenden ↗︎ Publikation wurde nun erstmals bei Patienten mit Reizdarm-Syndrom die Wirksamkeit einer IgG-basierte Eliminations-Rotationsdiät verglichen mit der FODMAP-Diät und einer von Gastroenterologen allgemein bei Reizdarm verordneten Diät: Die erste Gruppe (FM) von 26 Patienten erhielt einen Ernährungsplan gemäß der FODMAP-Diät (8 Wochen lang). Jeder Patient erhielt eine individuelle Ernährungsberatung, Materialien mit einem Beispielmenü für 7 Tage (Energiewert der Diät: 1800 .2300 kcal) und eine Tabelle mit empfohlenen und zu vermeidenden Lebensmitteln. Die zweite Gruppe 2 (IP) bestand aus 21 Patienten, die auf 296 lebensmittelspezifische IgG-Antikörper untersucht wurden. Auch diese Patienten erhielten eine entsprechende Ernährungsberatung über die Testergebnisse, die durchzuführende Elimination/Rotation, sowie einen beispielhaften Speiseplan. (Energiewert der Diät: 1800 .2300 kcal). Die Teilnehmer dieser Gruppe hielten sich ebenso für 8 Wochen an die Ernährungsvorgaben. Alle IgG-negativen Lebensmittel waren erlaubt. Die dritte Patientengruppe wurde als Kontrolle (K) betrachtet, die für 8 Wochen eine von Gastroenterologen allgemein empfohlene Ernährung einhielt. Diese Patienten erhielten eine leicht verdauliche Kost, bestehend aus einer Abwandlung der herkömmlichen Ernährung gesunder Menschen, die den Energiebedarf deckt und die gleiche Menge an Nährstoffen wie eine normale Ernährung liefert. Während der Durchfallphasen wurde eine leicht verdauliche fettarme Ernährung mit geringeren Mengen an Ballaststoffen verordnet. In Zeiten von Verstopfungen wurde eine ballaststoffreiche Ernährung (3.050 g Ballaststoffe täglich) verordnet. Die gesamten Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst, die Zahlen beziehen sich auf die Anzahl der Patienten: Diese Studie zeigt, dass eine personalisierte Ernährung bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms wirksamer als pauschale Ernährungsempfehlungen ist. Nur die IgG-Eliminations-Rotationsdiät konnte signifikante Verbesserungen bei allen beobachteten RDS-Symptomen sowie bei extra-intestinalen Symptomen erzielen. Keine der Diäten hat eine 100 %-ige Wirksamkeit gezeigt. Durch die Anwendung einer IgG-basierten Eliminationsdiät werden automatisch auch einige FODMAPs entfernt, je nachdem, welche Lebensmittel gemieden werden müssen. Eine mögliche Strategie könnte darin bestehen, mit der Eliminations-Rotationsdiät zu beginnen, da sie sich in dieser offenen Studie als die wirksamste erwiesen hat. Bei anhaltenden Symptomen könnte sie zusätzlich mit einer Low-FODMAP-Diät kombiniert werden. Die Behauptung, dass IgG-Antikörper gegen Lebensmittel nur die Exposition gegenüber Lebensmitteln aufzeigen (und nicht deren Intoleranz), sollte – gemäß der Ansicht der Autoren – in größeren Doppelblindstudien erneut untersucht werden. Quellen Atkinson, W., Sheldon, T. a, Shaath, N. & Whorwell, P. J. Food elimination based on IgG antibodies in irritable bowel syndrome: a randomised controlled trial. Gut 53, 1459–1464 (2004). Aydinlar EI, Dikmen PY, Tiftikci A, Saruc M, Aksu M, Gunsoy HG, Tozun N. 2013. IgG-based elimination diet in migraine plus irritable bowel syndrome. Headache, 53: 514–525. Barrett JS, Gibson PR. Fermentable oligosaccharides, disaccharides, monosaccharides and polyols (FODMAPs) and nonallergic food intolerance: FODMAPs or food chemicals? Ther Adv Gastroenterol. 2012, 5: 261–268. Bischoff, S. C., Herrmann, A. & Manns, M. P. Prevalence of adverse reactions to food in patients…