Vitamin B5 (Pantothensäure)

Pantothensäure (Vitamin B5) ist ein Bestandteil von Coenzym A, einem der wichtigsten Cofaktoren enzymatischer Reaktionen. Als Bestandteil von Coenzym A ist Pantothensäure nötig, um die aufgenommene Nahrung in verwertbare Energie umzusetzen. Coenzym A ist damit ein Schlüsselmolekül des Zellstoffwechsels, welches so genannte Acyl- oder Acetylgruppen in enzymatischen Reaktionen überträgt. Es steht am Scheideweg des zellulären Metabolismus (Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel), ist an einer Vielzahl von lebenserhaltenden chemischen Reaktionen beteiligt (z. B. Aufrechterhaltung der Mitochondrienfunktion, im Citratzyklus als Acetyl-CoA, Succinyl-CoA, Malonyl-CoA) und spielt vor allem im Fettsäurestoffwechsel eine zentrale Rolle. In menschlichen Zellen kann Vitamin B5 nicht selbst hergestellt werden. Auch viele anderweitige Proteine werden durch die Übertragung von Acetylgruppen verändert. Man schätzt, dass dies sogar bei 85 % aller menschlichen Proteine der Fall sein könnte. Dies scheint vor allem für die ↗︎ neuronale Entwicklung wichtig zu sein, zumal Pantothensäure für die ↗︎ Bildung des Neurotransmitters Acetylcholin benötigt wird, sowie auch für die ↗︎ Freisetzung von Neurotransmittern in der Synapse. Ein experimentell verursachter ↗︎ Mangel an Pantothensäure führte zu Persönlichkeitsveränderungen. Eine zu geringe Aufnahme von Pantothensäure und anderen Makro- und Mikronährstoffen über die Nahrung wird mit ↗︎ Stimmungsstörungen bzw. depressiver Symptomatik in Verbindung gebracht. Pantothensäure wird auch für die ↗︎ Biosynthese weiterer wichtiger Moleküle benötigt, dazu gehören Sphingolipide, Leucin, Arginin, Methionin, Farnesol, Cholesterin, Steroidhormone, Vitamin A, Vitamin D und Häm A. Ein Pantothensäure-Mangel kommt bei gesunden Erwachsenen selten vor, denn dieses Vitamin ist bis zu einem gewissen Grad in allen Lebensmitteln vorhanden. Mangelzustände werden bei schwerer Unterernährung beobachtet, wo ein Mangel gleichzeitig mit anderen Nährstoffmängeln auftritt. Der ↗︎ Tagesbedarf wird mit 6 mg/Tag angegeben (Jugendliche, Erwachsene, Schwangere und Stillende). Pantothensäure ist vor allem in folgenden Lebensmitteln enthalten (Angaben in mg/100 g Lebensmittel): Leber, gebraten  5,92 Champignons  2,16 Kleie  1,73 Rindfleisch, gekocht  0,33 Brokkoli (roh)  0,53 Cashewnüsse  1,22 Hähnchen, gebraten  1,00 Eier, gekocht  1,40 Dosenmilch  0,76 Kartoffeln, gebacken  0,86 Geschälter Reis  1,13 Tomatenprodukte  0,75 Pantothensäure-Mangelsymptome: Abgeschlagenheit Anämie Immunschwäche/Infektanfälligkeit Müdigkeit Kopfschmerzen Depressive Verstimmungen Schlafstörungen Geringe Stressresistenz Magen-Darm-Störungen. Auch in der schulmedizinischen Forschung werden die Wirkungen von Pantothensäure untersucht. Hier finden Sie eine Übersicht aktueller und abgeschlossener klinischer Studien unter Verabreichung von Pantothensäure.  

Vitamin B3 (Niacin)

Vitamin B3 oder Niacin besteht aus einer Kombination von Nikotinsäure und Nikotinamid und ist Vorläufer der biologisch aktiven Coenzyme Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD+) und Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat (NADP+). Diese beiden Coenzyme werden in den Mitochondrien gebildet und sind an etwa 200 verschiedenen enzymatischen Reaktionen beteiligt. Somit spielen sie eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel sowie beim Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel. In den Mitochondrien wird NAD+ für die Enzyme des Citratzyklus benötigt und der Fettsäureoxidation. Niacin kann daher auch als eine Art „Schrittmacher“ des mitochondrialen Energiestoffwechsels (Atmungskette und ATP-Produktion) gesehen werden. Im Zellinneren wird NADP+ benötigt zur Bildung von Fettsäuren und Steroidhormonen, sowie im Pentosephosphatweg zur Verwertung von Glukose. Niacin wird seit 1955 (entweder alleine oder in Kombination mit Statinen) zur Senkung des Gesamtcholesterinspiegels, der Triglyceride, des LDL-Cholesterins, des VLDL-Cholesterins (Very-low-Density-Lipoprotein) und der Lipoproteinspiegel eingesetzt. Darüber hinaus ist Niacin ein wirksamer Stoff zur Erhöhung des plasmatischen HDL-Cholesterins ↗︎ Link 1 | ↗︎ Link 2 | ↗︎ Link 3. Dieses Vitamin spielt sowohl ↗︎ bei der Neuroprotektion als auch beim neuronalen Tod eine wichtige Rolle und ist daher für das Funktionieren des zentralen Nervensystems, sowie der neuronalen Entwicklung und Funktion von großer Bedeutung. Niacin wird für den Aufbau verschiedener Neurotransmitter im Gehirn benötigt (z. B. Serotonin) und verbessert die Merk- und Konzentrationsfähigkeit. Es ist auch bekannt, dass ein Niacinmangel negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Hinweise deuten darauf hin, dass die Supplementierung mit Niacin sich ↗︎ positiv auf den Verlauf psychotischer Schübe bei Patienten mit Schizophrenie auswirken kann. Da Niacin für zentrale Stoffwechselprozesse benötigt wird, sind die positiven Wirkungen bzw. der therapeutische Nutzen sehr vielfältig ↗︎ Link 6 | ↗︎ Link 7. Die jeweiligen Wirkmechanismen sind jedoch in vielen Fällen noch nicht geklärt. Man konnte jedoch zeigen, dass eine verringerte intrazelluläre NAD-Konzentrationen zum Verlust der Fähigkeit einer Zelle zur Teilung und zum Wachstum führt, was ↗︎ Zellalterung und Zelltod zur Folge hat. Weitere Erkrankungen bzw. biologische Ereignisse bei denen Niacin eine Rolle spielen könnte: Alzheimer-Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose Arthritis Diabetische Enzephalopathie Huntington-Krankheit Hyperphosphatämie bei chronischer Nierenerkrankung Intrazelluläre Kalzium-Regulation Malignes Gliom Muskelatrophie Neurodegenerative Erkrankungen Parkinson-Krankheit Plattenepithelkarzinom Schizophrenie Zirkadianer Rhythmus Stoffwechselregulierung durch Sirtuine. Zu einem kleinen Teil kann der Körper Niacin in der Leber aus der Aminosäure Tryptophan selbst produzieren, die in zahlreichen Lebensmitteln in ausreichender Menge vorkommt. Die täglich empfohlene Zufuhr beträgt 13 – 17 mg/Tag (Jugendliche und Erwachsene) bzw. 15 – 17 mg/Tag (Schwangere und Stillende). Dabei ist zu beachten, dass der Bedarf an Vitamin B3 vom jeweiligen Energieverbrauch und vom Gesamtumsatz abhängt. Bei höherem Energieverbrauch steigt auch der Bedarf an Vitamin B3. Sofern Niacin als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt wird, sollte es nach den Mahlzeiten mit viel Flüssigkeit konsumiert werden. In hoher Dosierung (etwa 50 – 100 mg) kann Nicotinsäure innerhalb von 10 bis 45 Minuten zu einem Flush führen, mit Hautrötung, Hitzegefühl, Juckreiz und Kribbeln (verursacht über die durch Prostaglandin D2 ausgelöste Vasodilatation). Niacin kann das Risiko von Blutungen, Hypotonie und Hyperurikämie erhöhen und Veränderungen in der Blutzuckereinstellung verursachen. Es kann auch zu nachteiligen Wirkungen auf die glykämische Kontrolle bei Patienten mit Dyslipidämie kommen, sowohl mit als auch ohne Diabetes. Daher sollte bei längerer Anwendung eine engmaschige Kontrolle der Glukosetoleranz, der Leberwerte und der Nierenwerte stattfinden. Vitamin B3 ist vor allem in tierischen Produkten enthalten, kommt aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor: Cashewkerne Datteln Eier Erdnüsse Fisch Fleisch (Rind, Wild) Geflügel Hülsenfrüchte Kaffee Kalbsleber Milchprodukte Pilze Verschiedene Obst- und Gemüsesorten Vollkornprodukte Weizenkleie Niacin-Mangelsymptome: Appetitmangel Depressive Verstimmung Erschöpfung Gedächtnisstörungen Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit Schlaflosigkeit Muskelschwäche Psychosen Glossitis (Himbeerzunge) Gerötete, rissige, schuppige Haut Immunsuppression (z. B. Neutropenie). Auch in der schulmedizinischen Forschung wird den Wirkungen von Niacin viel Aufmerksamkeit gewidmet. ↗︎ Hier finden Sie eine Übersicht aktueller und abgeschlossener klinischer Studien unter Verabreichung von Niacin.  

Vitamin B2 (Riboflavin)

Riboflavin wird im Volksmund auch als Wachstumsvitamin bezeichnet. Die biologisch aktiven Formen von Vitamin B2 sind die wasserstoff- und elektronenübertragende Coenzyme Flavinmono-, FMN und Flavinadenindinucleotid (FAD). Diese werden als die wichtigen Anteile von über 60 Enzymen betrachtet, welche zahlreiche Oxidations- und Reduktionsreaktionen durchführen. Riboflavin spielt aber auch in der mitochondrialen Energiegewinnung (Atmungskette) eine wichtige Rolle, als Cofaktor in den Komplexen I und II. Wie das Thiamin, wird auch Riboflavin benötigt, um Coenzym Q10 ↗︎ außerhalb der Mitochondrien zu regenerieren. Riboflavin ist auch bedeutungsvoll für die Regeneration des Glutathionsystems und wird als Coenzym für die Glutathion-Reduktase benötigt, welche das oxidierte Glutathion (GSSG) in seine reduzierte Form (GSH) überführt. Somit nimmt Riboflavin auch eine zentrale Stellung im antioxidativen Netzwerk des Körpers ein. Vitamin B2-Mangel führt daher zu oxidativem Stress, der alle Zellsysteme schädigen und altern lassen kann. Auch der Stoffwechsel von Homocystein, Folsäure, Vitamin B3, Vitamin B6 und Vitamin K benötigen Riboflavin. Im Immunsystem wird Riboflavin zur Abwehr bakterieller Infektionen und zur Eliminierung von Tumorzellen benötigt. Riboflavin ist zudem wichtig für die Entgiftung von Umwelttoxinen wie Arzneimittel oder Pestizide. Ein Riboflavinmangel kommt selten vor, denn dieses Vitamin ist in zahlreichen Nahrungsmitteln enthalten. Milch, Milchprodukte und Fleisch haben einen sehr hohen Riboflavin-Gehalt. In teilentrahmter Milch ist der Riboflavin-Gehalt wesentlich geringer. Auch fetter Fisch ist eine ausgezeichnete Riboflavin-Quelle, ebenso wie Muskelfleisch, Eier und Vollkornprodukte. Insbesondere dunkelgrünes Gemüse (z. B. Brokkoli und Spinat), enthalten relativ hohe Konzentrationen. Selbst bei Vegetariern tritt normalerweise kein Mangel auf, sofern die Ernährung einen ausreichend hohen Anteil an verschiedenen Obst- und Gemüsesorten hat. Die täglich empfohlene Zufuhr beträgt 1,2 – 1,5 mg/Tag (Jugendliche und Erwachsene) bzw. 1,5 – 1,6 mg/Tag (Schwangere und Stillende). Bei mitochondrialen Dysfunktionen wird eine ↗︎ tägliche Zufuhr von 50 – 400 mg Riboflavin pro Tag empfohlen, in Kombination mit Benfotiamin, Vitamin B12, Magnesium, L-Carnitin, Coenzym Q10 und α-Liponsäure. Riboflavinmangel kann auftreten bei: Schwangeren oder stillenden Frauen Kleinkindern Schulkindern älteren Menschen Athleten Essstörungen. Typische ↗︎ Anzeichen eines Riboflavinmangels Müdigkeit Konjunktivitis kann auftreten Halsschmerzen rote, trockene und rissige Lippen Rötung, Schuppung im Bereich der Nasolabialfalte, Ohren, und Genitalbereich Mitochondriale Dysfunktionen und Myopathien trockene, atrophische Zunge, manchmal purpurrot oder manchmal schwärzlich seborrhoische Dermatitis im Gesicht hyperpigmentiertes Skrotum oder Vulva Lichtüberempfindlichkeit, brennende Augen Trübungen der Linse und des Glaskörpers Blutarmut. Abgesehen von der Supplementierung bei Mangelzuständen wird Riboflavin auch in manchen Indikationen verordnet: Migräne-Prophylaxe Phototherapie bei Neugeborengelbsucht Laktatazidose, die durch antiretrovirale Medikamente verursacht ist. Auch in der schulmedizinischen Forschung wird den Wirkungen von Riboflavin viel Aufmerksamkeit gewidmet. ↗︎ Hier finden Sie eine Übersicht aktueller und abgeschlossener klinischer Studien unter Verabreichung von Riboflavin.