L-Arginin
Arginin ist eine semiessenzielle Aminosäure, die als Proteinbaustein an zahlreichen Stoffwechselwegen beteiligt ist. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Arginin erstmals aus Lupinenkeimlingen isoliert und von dem deutschen Chemiker Ernst Schulze beschrieben. Essenziell ist diese Aminosäure für Säuglinge und Kleinkinder, sowie auch bei chronischer Niereninsuffizienz. Aus L-Arginin wird über NO-Synthasen das Stickstoffmonoxid (NO) gebildet, einem der wichtigsten Botenstoffe im menschlichen Körper. NO reguliert den Gefäßtonus, führt zur Erweiterung der Blutgefäße und somit zur Senkung des Blutdrucks. Unflexible, verengte Gefäße sind oft für schlechte Durchblutung und Bluthochdruck verantwortlich. Die Thrombozytenaggregation und -adhäsion wird durch NO gehemmt, dadurch reduziert sich die Bildung von Blutgerinnseln und das Risiko für Schlaganfälle. Stickstoffmonoxid spielt eine zentrale Rolle bei Entzündungsprozessen und der Immunität. Erste therapeutische Hinweise auf eine Arginin-vermittelte Wirkung von NO fand 1991 eine Forschergruppe, die zeigen konnte, dass die akute Gabe von L-Arginin die bei cholesteringefütterten Kaninchen auftretende Dysfunktion der endothelabhängigen, NO-vermittelten Relaxation reduziert. Ein Jahr später zeigte dieselbe Arbeitsgruppe, dass die Langzeit-Verabreichung von L-Arginin das Auftreten der endothelialen Dysfunktion verlangsamt und die Bildung arteriosklerotischer Plaques reduziert. Neben den kardiovaskulären Wirkungen weist L-Arginin auch ein NO-unabhängiges Wirkprofil auf: Beteiligung an der Entgiftung von Ammoniak im Harnstoff-Zyklus, gemeinsam mit Citrullin, Ornithin und Asparaginsäure Steigerung der Immunkompetenz durch vermehrte Bildung von Lymphozyten und Steigerung der Aktivität von Makrophagen und NK-Zellen Verringerung der Insulinresistenz und Unterstützung der Insulinfreisetzung Beteiligung an Neurotransmitterfunktionen im zentralen Nervensystem über die NO-Bildung Kollagenbildung und Wundheilung Bildung von Spermin (in der Prostata gebildeter Stoff, der auf die Spermien-DNA stabilisierend wirkt), Bildung von Creatin und Proteinbiosynthese in der Leber. Anti-oxidative Wirkungen sowie positive Effekte gegen aggressive Sauerstoffverbindungen (freie Radikale). Die Kombination von Arginin mit Vitamin C verbessert die Bioverfügbarkeit von NO und kann einem vermehrten nitrosativen Stress vorbeugen. Unterstützung der Fettverbrennung und des Muskelaufbaus, Verbesserung der Durchblutung. Das Leistungsniveau steigt, während die benötigte Sauerstoffmenge zurückgeht. Anwendungsgebiete für L-Arginin sind entsprechend kardiovaskuläre Erkrankungen, Therapie hyperkatabolischer sowie hypermetabolischer Zustände (Kachexie, Polytrauma, Sepsis, Verbrennungen, Wundheilungsstörungen) erektile Dysfunktion, Infertilität, und Leistungssport. Bei Patienten mit Krebs ist mit der Einnahme der Aminosäure Vorsicht geboten. Einerseits wird Arginin von einigen Therapeuten begleitend zur Linderung der Nebenwirkungen der Chemotherapie eingesetzt, aufgrund seiner immunstärkenden, entzündungshemmenden und durchblutungsfördernden Eigenschaften. Es ist auch bekannt, dass mit dieser Aminosäure in vereinzelten Fällen Tumore zum Schrumpfen gebracht wurden. Andererseits können aber konzentrierte und einzeln verabreichte Aminosäuren den Stoffwechsel von Krebszellen begünstigen und somit ein vermehrtes Tumorwachstum auslösen. Quellen: Albaugh, V. L., Pinzon-Guzman, C. & Barbul, A. Arginine—Dual roles as an onconutrient and immunonutrient. Journal of Surgical Oncology 115, 273–280 (2017). Alberts B, Johnson A, Lewis J, et al.: Molecular Biology of the Cell. 2017 Berg JM, Tymoczko JL, Stryer L. Stryer: Biochemie. 2018 Gröber U. Mikronährstoffe – Metabolic tuning – Prävention – Therapie. 2011. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart Hu, S. et al. L-Arginine Modulates Glucose and Lipid Metabolism in Obesity and Diabetes. Curr. Protein Pept. Sci. 18, 599–608 (2017). Kuklinski, B. Lunteren I. Gesünder mit Mikronährstoffen – schützen Sie Ihre Zellen vor „Freien Radikalen“. 2016. Aurum Verlag Meyer R. Chronisch gesund. 2009 Ross, A.C., Caballero B. Cousins, R. J., Tucker, K. L. & Ziegler, T. R. Modern Nutrition in Health and Disease. 2014. Wolters Kluwer Royer, A. & Sharman, T. Copper Toxicity. StatPearls (2020). Schmidt E, Schmidt N: Leitfaden Mikronährstoffe. Orthomolekulare Prävention und Therapie. 280-285. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München 2004 Schümann K: Kupfer. In: Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen. 147-150. Thieme Stuttgart, New York; 2002