L-Glutathion

Der menschliche Körper hat ein eigenes und beständig aktives System, um die Radikalbildung zu neutralisieren. Hierzu gehören essentielle Vitamine wie Vitamin C, Mineralstoffe wie Magnesium, Spurenelemente wie Zink und Selen, sowie das körpereigene Tripeptid Glutathion. Durch zunehmende Einflüsse von Umweltnoxen in Trinkwasser, Atemluft und Nahrungsmitteln ist das Redoxsystem allerdings einem beständigen Stress ausgesetzt. Als Folge dessen kommt es zum Absinken körpereigenen Radikalfänger, die durch die Nahrungszufuhr auch nicht mehr ausgeglichen werden können. Glutathion ist ein körpereigenes Tripeptid, welches in den Mitochondrien aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und Glycin gebildet wird. Gemeinsam mit den Glutathion-abhängigen Enzymsystemen ist Glutathion essenziell für die Aufrechterhaltung des intrazellulären Redoxgleichgewichts, es ist das wichtigste Antioxidans innerhalb der Zellen. Es ist in jeder Körperzelle vorhanden und an zahlreichen Entgiftungs-, Transport- und Biosynthesefunktionen beteiligt. Glutathion ist als höchst effektives Antioxidans ein ganz wesentlicher Zellschutzfaktor, der vor allem die Fettsäuren der Zellmembranen vor oxidativen Schäden schützt, sowie auch Proteine und Nukleinsäuren. Wenn durch Glutathion freie Radikale abgebaut werden, dann geht die reduzierte Form von Glutathion in die oxidierte Form über (Glutathiondisulfid, GSSG). Eine gesunde Zelle enthält etwa 500 Mal mehr Glutathion in reduzierter als in oxidierter Form. Die Bildung der reduzierten Form des Glutathions hängt aber maßgeblich von der Verfügbarkeit der nicht essenziellen Aminosäure L-Cystein ab. Ein bestehender L-Cystein-Mangel geht immer mit einem Mangel an Glutathion einher. Solange Zellen einen ausreichenden Vorrat an reduziertem Glutathion haben, sind sie geschützt vor oxidativen Schäden. Lebensmittel enthalten sowohl reduziertes als auch oxidiertes Glutathion. Bei einer vollwertigen Ernährung, einem gesunden Lebensstil und ausreichend Bewegung, Meidung von Toxinen und Umweltbelastungen kann man davon ausgehen, dass der Körper über ausreichende Reserven an Glutathion verfügt. Frische Bierhefe hat den höchsten Gehalt an Glutathion, mit ca. 0,7 g pro 100 g Bierhefe. Weitere Glutathion-reiche Lebensmittel sind Avocados, Spargel, Wassermelonen und frischer Schinken. Aber auch Obst und Gemüse enthalten ähnliche Mengen an Glutathion, vor allem Walnüsse und Erdnüsse. Wichtig ist dabei, dass die Lebensmittel frisch und nach Möglichkeit roh verzehrt werden, denn bei der Verarbeitung wird Glutathion oxidiert. Therapeutisch ist nur die reduzierte Form des Glutathions mit einer freien SH- Gruppe wirksam. Dieses wird in den Protokoll-Lösungen eingesetzt. Funktionen von Glutathion: Durch die innerhalb der Mitochondrien ablaufenden Reaktionskaskaden entstehen ständig aggressive chemisch-aktive Verbindungen, sogenannte freie Radikale. Sie entstehen als Stoffwechselmetaboliten bei der Oxidation und sind für Schädigungen sowohl der Mitochondrien selbst, aber auch anderer Zellorganellen, der Zell-DNA und der extrazellulären Matrix verantwortlich. Für eine gut funktionierende Immunkompetenz reguliert Glutathion den Lymphozytenstoffwechsel, sowie die Aktivität von CD4-T-Helferzellen und NK-Zellen. Eine erhöhte Glutathionzufuhr ist dementsprechend zum Beispiel bei Infektionserkrankungen erforderlich. Es besteht allerdings nicht bei allen Patienten ein erhöhter Bedarf an Glutathion. Internationale klinische Studien zeigen, dass reduziertes Glutathion auch Tumorzellen in die Apoptose überführen kann und in der klinischen Anwendung Tumorremissionen unterschiedlicher Tumorarten bewirkt. Der Glutathion-Stoffwechsel spielt bei einer Vielzahl von bösartigen Erkrankungen sowohl eine positive als auch eine schädliche Rolle. Er ist für die Entfernung und Entgiftung von Karzinogenen von entscheidender Bedeutung, und Veränderungen in diesem Stoffwechselweg können das Überleben der Zellen tiefgreifend beeinflussen. Ein Überschuss an Glutathion fördert jedoch die Tumorprogression, wobei erhöhte Werte mit einer erhöhten Metastasierung korrelieren. Bei Tumorpatienten empfiehlt es sich daher, den intrazellulären Glutathiongehalt zu messen, da Glutathion die fixierte Alkalose (zu hohe pH-Werte, Basenüberschuss) verstärken und somit den Zellteilungszyklus erhöhen kann. Daher empfiehlt es sich, vor Verabreichung den Glutathion-Spiegel zu bestimmen, und dann zu entscheiden, ob man der Protokoll-Lösung Glutathion hinzufügen sollte oder nicht. Bei dem Endothelschutz ist Glutathion beteiligt, indem es die NO-Bioverfügbarkeit erhöht. Verschiedene zelluläre Prozesse werden durch Glutathion mitgesteuert, z. B. die Reparatur beschädigter DNA, die Teilung und das Wachstum von Zellen, sowie der Zellstoffwechsel. Glutathion vermittelt den Transport verschiedener Stoffe durch die Zellmembran. Die Bildung von Leukotrienen und Prostaglandinen (die Entzündungen und allergische Reaktionen im Körper auslösen und aufrechterhalten) benötigt Glutathion. Glutathion ist wichtig für die Schwermetallentgiftung, vor allem von Blei, Cadmium und Quecksilber. Quellen: Alberts B, Johnson A, Lewis J, et al.: Molecular Biology of the Cell. 2017 Bansal, A. & Celeste Simon, M. Glutathione metabolism in cancer progression and treatment resistance. Journal of Cell Biology 217, 2291–2298 (2018). Berg JM, Tymoczko JL, Stryer L. Stryer: Biochemie. 2018 Desideri, E., Ciccarone, F. & Ciriolo, M. R. Targeting glutathione metabolism: Partner in crime in anticancer therapy. Nutrients 11, (2019). Diaz-Vivancos, P., De Simone, A., Kiddle, G. & Foyer, C. H. Glutathione – Linking cell proliferation to oxidative stress. Free Radical Biology and Medicine 89, 1154–1164 (2015). Forman, H. J., Zhang, H. & Rinna, A. 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