Vegetarismus und versteckte tierische Produkte – Teil 1
Der Vegetarismus hat seine Ursprünge im Jahr 3200 v. Chr., als die alten ägyptischen Zivilisationen begannen, sich vegetarisch zu ernähren, basierend auf dem Glauben, dass der Verzicht auf Fleisch die Reinkarnation erleichtern würde. In Indien, einer weiteren Wiege des Vegetarismus, wurde diese Praxis auch mit der Tatsache in Verbindung gebracht, dass Hindus Kühe als heilig ansehen und die Prinzipien der Gewaltlosigkeit hochhalten. Von Pythagoras, dem griechischen Gelehrten, der um 570 bis 500 vor Christus lebte, stammt der heute so moderne Gedanke: „Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück.“ Er war der Meinung dass Fleischkonsum die Menschen aggressiv macht, gemäß dem Motto: „Solange der Mensch Tiere tötet, wird er auch Menschen töten“. Ovid, Plutarch und auch der Philosoph Seneca, Voltaire und Russeau waren Anhänger von Pythagoras, aber eine richtige Bewegung wurde niemals daraus. Der Begriff „Vegetarier“ wurde erst 1847 in England eingeführt. In Deutschland kam die vegetarische Bewegung, auch mit der Entwicklung der Homöopathie, nach dem Ersten Weltkrieg ins öffentliche Gespräch. Im Laufe der Geschichte wurde die Ausbreitung des Vegetarismus mit Religionen in Verbindung gebracht, die Gewaltlosigkeit und Respekt für alle Lebewesen lehren, wie z. B. der Hinduismus oder der Buddhismus. Zahlreiche Studien haben mittlerweile bewiesen (↗︎ Beispiel), dass Vegetarier seltener an inflammatorisch bedingten Zivilisationskrankheiten leiden und eine deutlich höhere Lebenserwartung haben. So erkranken Vegetarier seltener an Krebs oder Diabetes, haben bessere Blutdruckwerte, leiden seltener unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und unter Übergewicht. Doch nicht immer ist es einfach, im kleingedruckten sprachlichen Wirrwarr des Lebensmittel-Fachjargons zu erkennen, ob Lebensmittel Inhaltsstoffe oder Verunreinigungen aus Fleisch enthalten. Der Blick auf die Zutatenliste allein bietet wenig Sicherheit bei der Wahl vegetarischer oder veganer Produkte. Einige Zutaten werden als E-Nummern angegeben, die vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern unbekannt sind. Anderweitige Inhaltsstoffe werden gar nicht erst aufgeführt, da sie nicht deklarierungspflichtig sind. Bei vielen Zutaten ist auch nicht immer klar, ob es sich um eine pflanzliche oder tierische Variante handelt. Daher fordern Organisationen wie Foodwatch, Verbraucherzentralen, der Vegetarierbund oder die Vegane Gesellschaft seit Langem eine Verschärfung der Kennzeichnungspflicht. Denn das Problem liegt in der Gesetzgebung: Zutaten müssen auf der Verpackung klar gekennzeichnet sein – Zusatzstoffe, Aromen oder Produktions-Hilfsstoffe dagegen nicht. Produkte, die mit dem V-Label lizenziert der ↗︎ Europäischen Vegetarischen Union gekennzeichnet sind, werden auf ihre Zusammensetzung und jeden Produktionsschritt überprüft. Das V-Label ist somit eine verlässliche und schnelle Orientierungshilfe, die das Lesen von Zutatenlisten überflüssig macht. Hinter E-Nummern und Namen verbergen sich oftmals tierische Inhaltsstoffe Wörter wie „Lecithin“ oder „E322“ klängen unverfänglich, aber dahinter steckt womöglich Hühnerei. Welche Zusatzstoffe und Aromen sind tierischen Ursprungs? Welche tierischen Zusätze dienen als Überzug, Aroma oder Geschmacksträger? Welche Enzyme und sonstige Tier-Erzeugnisse waren Hilfsstoffe bei der Verarbeitung oder der Produktion? Sich im Dickicht der E-Nummern zurechtzufinden ist alles andere als einfach. Viele der Zusatzstoffe können synthetischen wie tierischen Ursprungs sein. Der chemische Stoff ist am Ende der gleiche – aber so kann dieselbe E-Nummer vegetarisch sein oder nicht. Vor allem bei Erzeugnisses Fetten und Ölen ist das oft so: Wurde das Mittel aus Schweineschmalz, Rindertalg oder Milchfett hergestellt? Oder doch aus Soja-, Raps- oder Maisöl?