Vitamin B2 (Riboflavin)

Riboflavin wird im Volksmund auch als Wachstumsvitamin bezeichnet. Die biologisch aktiven Formen von Vitamin B2 sind die wasserstoff- und elektronenübertragende Coenzyme Flavinmono-, FMN und Flavinadenindinucleotid (FAD). Diese werden als die wichtigen Anteile von über 60 Enzymen betrachtet, welche zahlreiche Oxidations- und Reduktionsreaktionen durchführen. Riboflavin spielt aber auch in der mitochondrialen Energiegewinnung (Atmungskette) eine wichtige Rolle, als Cofaktor in den Komplexen I und II. Wie das Thiamin, wird auch Riboflavin benötigt, um Coenzym Q10 ↗︎ außerhalb der Mitochondrien zu regenerieren. Riboflavin ist auch bedeutungsvoll für die Regeneration des Glutathionsystems und wird als Coenzym für die Glutathion-Reduktase benötigt, welche das oxidierte Glutathion (GSSG) in seine reduzierte Form (GSH) überführt. Somit nimmt Riboflavin auch eine zentrale Stellung im antioxidativen Netzwerk des Körpers ein. Vitamin B2-Mangel führt daher zu oxidativem Stress, der alle Zellsysteme schädigen und altern lassen kann. Auch der Stoffwechsel von Homocystein, Folsäure, Vitamin B3, Vitamin B6 und Vitamin K benötigen Riboflavin. Im Immunsystem wird Riboflavin zur Abwehr bakterieller Infektionen und zur Eliminierung von Tumorzellen benötigt. Riboflavin ist zudem wichtig für die Entgiftung von Umwelttoxinen wie Arzneimittel oder Pestizide. Ein Riboflavinmangel kommt selten vor, denn dieses Vitamin ist in zahlreichen Nahrungsmitteln enthalten. Milch, Milchprodukte und Fleisch haben einen sehr hohen Riboflavin-Gehalt. In teilentrahmter Milch ist der Riboflavin-Gehalt wesentlich geringer. Auch fetter Fisch ist eine ausgezeichnete Riboflavin-Quelle, ebenso wie Muskelfleisch, Eier und Vollkornprodukte. Insbesondere dunkelgrünes Gemüse (z. B. Brokkoli und Spinat), enthalten relativ hohe Konzentrationen. Selbst bei Vegetariern tritt normalerweise kein Mangel auf, sofern die Ernährung einen ausreichend hohen Anteil an verschiedenen Obst- und Gemüsesorten hat. Die täglich empfohlene Zufuhr beträgt 1,2 – 1,5 mg/Tag (Jugendliche und Erwachsene) bzw. 1,5 – 1,6 mg/Tag (Schwangere und Stillende). Bei mitochondrialen Dysfunktionen wird eine ↗︎ tägliche Zufuhr von 50 – 400 mg Riboflavin pro Tag empfohlen, in Kombination mit Benfotiamin, Vitamin B12, Magnesium, L-Carnitin, Coenzym Q10 und α-Liponsäure. Riboflavinmangel kann auftreten bei: Schwangeren oder stillenden Frauen Kleinkindern Schulkindern älteren Menschen Athleten Essstörungen. Typische ↗︎ Anzeichen eines Riboflavinmangels Müdigkeit Konjunktivitis kann auftreten Halsschmerzen rote, trockene und rissige Lippen Rötung, Schuppung im Bereich der Nasolabialfalte, Ohren, und Genitalbereich Mitochondriale Dysfunktionen und Myopathien trockene, atrophische Zunge, manchmal purpurrot oder manchmal schwärzlich seborrhoische Dermatitis im Gesicht hyperpigmentiertes Skrotum oder Vulva Lichtüberempfindlichkeit, brennende Augen Trübungen der Linse und des Glaskörpers Blutarmut. Abgesehen von der Supplementierung bei Mangelzuständen wird Riboflavin auch in manchen Indikationen verordnet: Migräne-Prophylaxe Phototherapie bei Neugeborengelbsucht Laktatazidose, die durch antiretrovirale Medikamente verursacht ist. Auch in der schulmedizinischen Forschung wird den Wirkungen von Riboflavin viel Aufmerksamkeit gewidmet. ↗︎ Hier finden Sie eine Übersicht aktueller und abgeschlossener klinischer Studien unter Verabreichung von Riboflavin.  

Vitamin B1 (Thiamin)

Thiamin, auch Vitamin B1 genannt, spielt eine Rolle bei zahlreichen biologischen Prozessen und ist daher ein wichtiges Vitamin für den Körper. Eine der Hauptfunktionen von Thiamin ist die Beteiligung als Cofaktor von Enzymen des Kohlenhydrat- bzw. Glukosestoffwechsels. Dies geschieht durch die Einschleusung von Kohlenhydrat-Metaboliten in den Citratzyklus (der in den Mitochondrien abläuft) über das Enzym Pyruvat-Dehydrogenase mit Thiamin als dessen Cofaktor. In dem mitochondrialen Stoffwechsel (Citratzyklus) wird α-Ketoglutarat in Succinyl-CoA durch das Enzym α-Ketoglutarat-Dehydrogenase umgewandelt, welches ebenso Thiamin als Cofaktor benötigt. Eine verminderte Aktivität dieser beiden Enzyme im Thiamin-Mangelstatus stört den Citratzyklus und beeinträchtigt somit die mitochondriale ATP-Bildung. Folglich kommt es zur Reduktion der Pyruvat-Oxidation mit gleichzeitiger Laktat-Akkumulation, sowie einer Senkung des pH-Wertes. Es kann zur Azidose (im Gehirn und im Blut) kommen. Das Gehirn kann darauf mit neurologischen Manifestationen ↗︎ Link 1 | ↗︎ Link 2 reagieren. Zusätzlich führt eine Verminderung der Enzymaktivität zu einer ↗︎ Hemmung der Synthese von Neurotransmittern wie z.B. Acetylcholin und γ-Aminobuttersäure. Daher wird Vitamin B1 geläufig auch als „Stimmungsvitamin“ bezeichnet. Auch in der Atmungskette der Mitochondrien wird Thiamin benötigt, als Cofaktor der Cytochrom C-Reduktase und für die ↗︎ Regeneration von Coenzym Q10 außerhalb der Mitochondrien. Bekannte Risikofaktoren für einen Thiaminmangel: Unterernährung Fettleibigkeit Refeeding-Syndrom Bariatrische Chirurgie andere Gastrointestinaltrakt-Operationen Alkoholismus Hyperemesis gravidarum Krebs und andere schwere Erkrankungen Diabetes mellitus chronische Nierenerkrankung bei Hämodialyse. Die täglich empfohlene Zufuhr beträgt 1 – 1,3 mg/Tag (Jugendliche und Erwachsene) bzw. 1,2 – 1,4 mg/Tag (Schwangere und Stillende). Wird Vitamin B1 für ca. 14 Tage dem Körper nicht mehr zugeführt, sind die Reserven zu 50 % aufgebraucht. Bekannte Mangelerscheinungen Augenzittern, Doppeltsehen Blutarmut (Anämie) Brennen der Füße Gedächtnisstörungen, Verwirrungszustände gestörte Energieproduktion, schwache Muskulatur Gleichgewichtsstörungen. häufige Kopfschmerzen Herzrhythmusstörungen (Herzrasen) Herzversagen, Wassereinlagerungen (Ödeme), niedriger Blutdruck, Kurzatmigkeit, Atemnot Krämpfe Magen-Darmstörungen Müdigkeit, Sehstörungen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsschwäche, Muskelrückgang Parästhesien – Kribbeln, Taubheit, Einschlafen der Glieder, Kälte und Wärmewahrnehmungsstörungen Polyneuropathien der Extremitäten Reizbarkeit und Depressionen Schlafstörungen, Unruhe Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels und Nervensystems verringerte Produktion von Antikörpern bei Infektionen. Die Einnahme größerer Mengen, sei es aus der Nahrung oder durch orale Supplemente, verursacht normalerweise keine Nebenwirkungen. Bei mitochondrialer Dysfunktion wird eine ↗︎ tägliche Zufuhr von 100 – 300 mg Thiamin pro Tag empfohlen, in Kombination mit Riboflavin, Vitamin B12, Magnesium, L-Carnitin, Coenzym Q10 und α-Liponsäure. Insbesondere die mageren Anteile im Schweinefleisch (1 mg/100 g), aber auch Hefe, Getreide (2 mg/100g), Hülsenfrüchte (ca. 0,8 mg/100g) und Kartoffeln sind reich an Thiamin. Lang andauerndes Kochen dieser Nahrungsmittel sollte vermieden werden. Die Aufnahme von rohen Lebensmitteln mit hohem Gehalt des Thiamin-abbauenden Enzyms Thiaminase (z. B. Krustentiere, Sprossen und einige Fische) kann zum Thiaminmangel beitragen oder sogar die direkte Ursache dafür sein. Thiaminase ist jedoch ein hitzeempfindliches Enzym, was das Risiko eines Thiaminmangels erheblich reduziert. Darüber hinaus trägt auch der Konsum von Getränken wie Kaffee, Tee und anderen gerbstoffreichen Getränken zum Thiaminmangel bei. Im Gegensatz dazu, wird die Thiamin-Bioverfügbarkeit durch Säfte aus Zitrusfrüchten erhöht, durch ihren Gehalt an Zitronensäure und Ascorbinsäure. Alkohol verhindert die aktive Aufnahme von Thiamin im Darm um bis zu 50 %, so dass es selbst bei Patienten mit gutem Ernährungszustand zum Thiaminmangel kommen kann, ↗︎ wenn der Alkoholkonsum zu hoch ist. Auch in der schulmedizinischen Forschung wird den Wirkungen von Thiamin viel Aufmerksamkeit gewidmet. ↗︎ Hier finden Sie eine Übersicht aktueller und abgeschlossener klinischer Studien unter Verabreichung von Thiamin.