Es gibt immer mehr Hinweise zur Pathogenese des Reizdarmsyndroms (IBS) mit IgG-vermittelten Reaktionen auf Nahrungsmittelproteine. Ein Zusammenhang zwischen IgG-vermittelten Unverträglichkeiten und der Pathogenese der schweren depressiven Störung (MDD) wurde erst kürzlich vorgeschlagen. Heute stellen wir Ihnen die Ergebnisse einer neuen Studie vor, bei der erstmals die IgG-Werte von Patienten mit schweren depressiven Störungen untersucht wurden (erschienen im April in der Zeitschrift „Nutrients“).
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine IgG-bedingte Unverträglichkeit von Lebensmitteln bzw. Lebensmittelproteinen ein ganz wichtiger Mechanismus sein kann, der zur Immunaktivierung und chronischer Inflammation führt, charakteristisch für schwere Depressionen. Diese Überlegung ist zwar ursächlich (noch) nicht bewiesen, aber im Falle des Reizdarmsyndroms werden IgG-basierte Eliminationsdiäten befürwortet – „…In diesen Fällen kann, insbesondere, wenn die Symptomatik nicht auf die etablierte Pharmakotherapie anspricht, für einen begrenzten Zeitraum die Elimination von Nahrungsmitteln, die zu erhöhten IgG-Titern führen, versucht werden…“. Klinische Studien, die den Erfolg der Eliminationsdiät bei Patienten mit schwere Depressionen belegen, werden hoffentlich bald erscheinen…
Die Serum-IgG-Werte (gegen 39 Lebensmittelantigene) wurden bei drei Patientengruppen untersucht und verglichen:
Gruppe 1: 22 Patienten mit schweren Depressionen
Gruppe 2: 22 Patienten mit Reizdarmsyndrom
Gruppe 3: 21 gesunde Probanden
Von einer IgG-Lebensmittel-Hyperreaktivität wurde ausgegangen, sofern der durchschnittliche IgG-Titer über 7,5 µg/ml lag. Folgende Werte wurden für die 3 Gruppen festgestellt:
Gruppe 1: 64 % der Patienten hatten durchschnittliche IgG-Titer über 7,5 µg/ml
Gruppe 2: 46 % der Patienten hatten durchschnittliche IgG-Titer über 7,5 µg/ml
Gruppe 3: 19 % der Patienten hatten durchschnittliche IgG-Titer über 7,5 µg/ml
Unverträglichkeiten gegenüber Gluten, Knoblauch und Sellerie war bei der Gruppe der depressiven Patienten besonders häufig, im Vergleich zu den gesunden Probanden. Die Gluten-Unverträglichkeiten waren bei den depressiven Patienten wesentlich stärker ausgeprägt als bei den Patienten mit Reizdarmsyndrom.
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