Durch die Gentherapie ist es erstmals möglich, ein intaktes Gen in das Erbmaterial einer Zielzelle einzufügen und ein defektes Gen zu ersetzen, das ursächlich für die Entstehung einer Krankheit verantwortlich ist. So wurde Ende 2017 erstmals eine Gentherapie gegen eine erbliche Form der Erblindung in den USA zugelassen, das nicht mutierte RPE65-Gen wird direkt in die Netzhaut-Zellen eingesetzt. Medienberichten zufolge könnten die Kosten für die Therapie jedoch extrem hoch sein. Die erste Gentherapie gegen Krebs wurde für die Behandlung der B-Zell akuten lymphatischen Leukämie (ALL) in den USA im August 2017 zugelassen. Dabei handelt es sich um eine auf jeden einzelnen Patienten maßgeschneiderte Therapie. Die T-Zellen des Patienten werden mittels Gentechnik so modifiziert, dass diese ein neues Gen enthalten, das „maßgeschneidert“ die Patienten-spezifischen Lymphomzellen angreift und abtötet. Behandelt werden sollen zunächst Schwerstkranke, für die es keinerlei andere Behandlungsoption mehr gibt. Durch Gentherapie wird laut unten stehenden Quellen „in eine ganz neue Dimension der medizinischen Behandlung vorgestoßen“, und in bisherigen klinischen Prüfungen wurden eindrucksvolle Behandlungserfolge erzielt. LDurch gezieltes Eingreifen in das Erbgut eines Patienten könnten chronische Erbkrankheiten geheilt werden – für die Menschheit „wären solche „One Shot“-Heilungen ein Segen“. Langzeitbehandlungsberichte bzw. -erfahrungen liegen jedoch noch nicht vor. Wenn es erst seit 2017 ein gentherapeutisches Medikament gibt, dann scheint uns die Aussage, dass damit jemand langfristig geheilt ist, zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu heilversprecherisch. Die Ergebnisse von Langzeitbeobachtungen stehen noch aus. Dies ist nach unserer Ansicht ein wesentlicher Kritikpunkt derartiger Therapien.
Zu der Frage des Einflusses von derartigen genetischen Behandlungsmethoden auf die Zukunft der Pharmabranche hat die Investmentbank Goldman Sachs einen Bericht erstellt. Wenn nämlich durch gezieltes Eingreifen in das Erbgut des Patienten chronische Erbkrankheiten geheilt werden könnten, dann werden langfristige Therapien oder medikamentöse Behandlungen überflüssig werden. Der Markt für Gentherapie soll jedoch „geschäftlich ertragreich“ bleiben, und das geht nur wenn Erbkrankheiten (aber auch chronische Erkrankungen, relativ einfach vorzubeugende, zu heilende oder zumindest zu lindernde Zivilisationserkrankungen) langfristig weiter existieren. Um die Gewinne der Pharmakonzerne zu maximieren, empfiehlt der Bericht von Goldman-Sachs seinen Kunden aus der Biotech-Branche:
• sich größere „Märkte“ zu suchen, d. h. Krankheiten die sich mehr und mehr ausbreiten.
• Medikamente zu entwickeln für Krankheiten, die bereits häufig auftreten – vorgeschlagen werden vor allem solche, die schlimme und ständige Beschwerden auslösen.
• Konstante Innovation und Erweiterung des Portfolios, zumal es hunderte genetisch bedingte Krankheiten gibt, aus denen sich noch Profit schlagen lasse (laut Bruce Lipton, Autor des Buches „Intelligente Zellen“ sind jedoch weniger als 1 % der heutigen Erkrankungen tatsächlich genetisch bedingt).
Diese zutiefst menschenverachtende, unethische und völlig inakzeptable Art zu denken und zu handeln möchten wir hier auf das Schärfste verurteilen. Die ursprüngliche Meldung dieses Berichts wurde von dem amerikanischen Fernsehsender CNBC gemacht. Die Analysten von Goldman Sachs wollten sich gegenüber CNBC nicht zu ihrer inhumanen Studie äußern. Womöglich wissen sie selbst, wie abartig und menschenverachtend diese ist.
↗︎ Bericht CNBC
Gentherapie der Retinitis Pigmentosa (vererbare Form der Blindheit)
Allgemeine Informationen / Berichte
↗︎ PRO RETINA Deutschland e. V., Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen
↗︎ Gentherapie der Retinitis Pigmentosa (Englisch)
↗︎ RP Fighting Blindness (englische Patientenvereinigung)
↗︎ Stiftung „Fighting Blindness“
↗︎ Laufende und abgeschlossene klinische Studien
Publikationen (Beispiele)
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Gentherapie bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL)
Allgemeine Informationen / Berichte
↗︎ Wissensschau
↗︎ Wikipedia
↗︎ Netdoktor
↗︎ Laufende und abgeschlossene klinische Studien rund um dieses Thema
Publikationen – Beispiele
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