Die Vorstellung, dass Schizophrenie mit dem Konsum von Weizen zusammenhängt, ist bereits seit den 60er Jahren bekannt, wobei die zugrunde liegenden Mechanismen bis heute noch nicht ganz geklärt sind. Basierend auf Daten aus dem Zweiten Weltkrieg belegten epidemiologischen Untersuchungen erstmalig einen positiven Zusammenhang zwischen Weizenkonsum und Krankenhauseinweisungen wegen Schizophrenie. Bei sinkendem Weizenkonsum in skandinavischen Ländern, wurde ein Rückgang der Krankenhauseinweisungen wegen Schizophrenie festgestellt. In den USA stieg der Weizenkonsum, und damit auch die Inzidenz dieser Erkrankung. In Kulturen mit traditionell geringem oder sogar fehlendem Getreidekomsum wurde festgestellt, dass Schizophrenie so gut wie gar nicht existierte. Durch einen „westlichen“ Ernährungsstil stieg die Inzidenz dieser Erkrankung jedoch an: Link 1 | Link 2 | Link 3.
Wie bei allen anderen psychiatrischen Störungen, tragen sowohl genetische als auch Umweltfaktoren zur Erkrankung bei. Bei einem Teil der Schizophrenie-Patienten scheinen entzündliche Veränderungen eine wichtige Rolle bei der Pathogenese der Erkrankung zu spielen: Link 1 | Link 2 | Link 3.
Etwa bei einem Drittel der Menschen mit Schizophrenie können hohe Immunglobulin G- (IgG) Anti-Gliadin-Antikörper nachgewiesen werden, in etwa 3-fach höherer Konzentration als bei gesunden Probanden: Link 1 | Link 2 | Link 3 | Link 4. Damit ist ein chronisch entzündliches Geschehen verbunden, mit hohem Gehalt an Zytokinen wie Interleukin-1β und Tumornekrosefaktor α und erhöhten Neurotransmittern im vorderen cingulären Kortex, welcher vermutlich mit entzündlichen Prozessen einhergeht.
Mehrere Studien haben die Elimination von Weizen aus der Ernährung von Patienten mit Schizophrenie untersucht. Die Ergebnisse waren gemischt: bei manchen Patienten besserten sich die psychiatrischen Symptome, bei anderen wiederum nicht. In einer kürzlich veröffentlichten Ernährungsstudie wurden sechzehn Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Erkrankung untersucht, die erhöhte Werte von IgG-Anti-Gliadin-Antikörpern aufwiesen (≥ 20 U), jedoch nicht an Zöliakie litten. Während eines 5-wöchigen stationären Aufenthalts erhielten alle Patienten standardisierte glutenfreie Mahlzeiten. Zusätzlich erhielt die Hälfte der Studienteilnehmer einen täglichen Shake mit 10 g Glutenmehl, während die andere Hälfte der Patienten einen Shake mit 10 g Reismehl zu sich nahm. Zum Studienbeginn und am Ende der Studie wurden die Teilnehmer bezüglich psychiatrischer, kognitiver und gastrointestinaler Symptome untersucht. Im Vergleich zu den Patienten mit glutenhaltiger Ernährung zeigten die Patienten mit glutenfreier Ernährung eine Verbesserung der psychiatrischen Symptomatik sowie der Aufmerksamkeit.