↗︎ Bei der Pathogenese der Schizophrenie misst man einer schleichenden, niedrig-gradigen Entzündung eine zunehmende Rolle bei. Deren Quelle können pathologische Prozesse im Gastrointestinaltrakt sein, die mit einem undichten Darm, sowie IgA- und IgG-abhängigen Nahrungsmittelreaktionen in Zusammenhang stehen. Bei der diesjährigen 26. Europäischen Konferenz für Psychiatrie wurde nachfolgende Studie mit schizophrenen Patienten vorgestellt:
Labormarker für intestinale Permeabilität, Entzündung und Glutensensitivität wurden bei einer Gruppe von 102 schizophrener Patienten (SCHI) und 60 gesunden Kontroll-Patienten (C) untersucht. Neben einem Ernährungstest für alle Teilnehmer und dem PANSS-Frageboden für SCHI (Positive and Negative Syndrome Scale, zur Messung der Ausprägung der Symptomatik) wurden verschiedene Labortests durchgeführt, darunter: Entzündungsmarker (hsCRP, IL6); Marker der intestinalen Permeabilität (sCD14, ASCA); Marker der Glutensensitivität (Anti-Gliadin-Antikörper AGA IgA und AGA IgG); Marker der Zöliakie (Transglutaminase-IgA-Ak und IgG-Antikörper gegen deamidiertes Gliadin). Die Ergebnisse zeigten folgende signifikante Unterschiede zwischen den Schizophrenie-Patienten und den gesunden Kontrollen:
Parameter | Prozentuale Verteilung unter den Schizophrenie-Patienten | Prozentuale Verteilung unter den gesunden Probanden |
Verdacht auf Zöliakie | 8,33 % | 1,7 % |
Glutensensitivität (AGA-IgG) | 25,5 % | 10 % |
Glutensensitivität (AGA-IgA) | 19,6 % | 6,7 % |
Die globalen Studienergebnisse weisen auf die Rolle entzündlicher Prozesse im Zusammenhang mit Gluten-Empfindlichkeit in der Ätiopathogenese der Schizophrenie. Daher ist es sinnvoll, diätetische Interventionen auf der Grundlage von Laborergebnissen in die Therapie von schizophrenen Patienten einzubeziehen.
In einer ↗︎ weiteren Studie wurden verschiedene Publikationen zu diesem Thema analysiert, mit der globalen Fragestellung nach dem Zusammenhang zwischen Gluten und Schizophrenie. Mehrere Studien erbrachten Beweise dafür, dass die Schizophrenie-Symptomatik reduziert wurde, sobald Gluten aus der Ernährung der Patienten ausgeschlossen wurde. Immunologische Untersuchungen zeigten, dass die meisten schizophrenen Patienten mit erhöhten Anti-Gliadin-Antikörpern keine Zöliakie aufwiesen; dennoch kann das Vorhandensein von erhöhten Antikörpern gegen Gliadin der gemeinsame Nenner der bei beiden Erkrankungen gefundenen immunologischen Anomalien sein. Die Autoren schlagen größere Studien vor, um das Vorhandensein dieser vermuteten Korrelation zwischen Schizophrenie und Zöliakie zu bestätigen. Dabei sollten auch die zugrunde liegenden Mechanismen zwischen den beiden Krankheiten untersucht werden.