Seit der Beschreibung der ersten mitochondrialen Dysfunktion im Jahr 1962 hat sich das medizinische Verständnis der großen Bedeutung dieser Zellorganellen für Gesundheit, Alterung und Krankheit grundlegend gewandelt. Bei einer breiten Palette von chronisch inflammatorischen und autoimmun bedingten Erkrankungen liegen gemeinsame molekulare pathophysiologische Störungen vor. Diese sind gekennzeichnet durch die Anhäufung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) die nicht in ausreichendem Maße abgebaut werden können, sowie einem vermehrten Auftreten von Schäden an der mitochondrialen DNA (mtDNA), was letztlich zur bioenergetischen Fehlfunktion der Mitochondrien führt. Dies äußert sich, je nach betroffenen Zellarten, Geweben, Organen oder Organsystemen, auf unterschiedliche Weise.
Mitochondrien haben sich über mehrere hundert Millionen Jahre aus Bakterien entwickelt. In einem bisher einmaligen Fusionsakt der Evolution wurden sie von den so genannten „Archaea“ als Wirtszelle aufgenommen. Die sogenannte Endosymbiontentheorie wurde erstmals von dem Botaniker Andreas Franz Wilhelm Schimper im Jahr 1883 formuliert. Erst 1967 erlangte sie allgemeine Bekanntheit mit den Arbeiten von Lynn Margulis. Mitochondrien versorgen die Zelle mit Energie als Adenosintriphosphat (ATP) und sind unter anderem auch an vielen Stoffwechselfunktionen und der Apoptose beteiligt. Der bekannte Biochemiker, Arzt und Physiologe Otto Warburg hat im vergangenen Jahrhundert die Bedeutung der Mitochondrien bei der Entstehung von Krebs erkannt („Die Entdeckung der Natur und der Funktion des Atmungsferments“) und für seine Verdienste 1931 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhalten. Er konnte zeigen, dass es in Krebszellen viele veränderte zelluläre Prozesse gibt und leitete daraus die Hypothese ab, dass eine Störung oder Unterbrechung der mitochondrialen Funktion der Hauptgrund für die Entstehung und das Wachstum von Krebszellen sei. Obwohl er damals für seine bahnbrechenden Entdeckungen den Nobelpreis erhielt, wurden seine Theorien bezweifelt und selbst heute noch ist diese Diskrepanz der Meinungen vorhanden. Manche Wissenschaftler glauben, dass die Verringerung der Mitochondrienaktivität (und damit verbundene geringere Energieproduktion) eine Folge und nicht die Ursache der veränderten zellulären Bioenergetik ist.
Beruhend auf der Endosymbiontentheorie und den Arbeiten von Otto Warburg, bestand der wissenschaftliche Verdienst von Dr. Heinrich Kremer darin, zelluläre Fehlfunktionen im Lichte beider Theorien zu erklären. Daraus entwickelte sich die Cellsymbiosistherapie® (CST), die heute als Ergänzung zu klassischen Behandlungsmethoden bei einer Vielzahl schwerwiegender chronisch-entzündlicher Erkrankungen erfolgreich angewendet wird. Im Zentrum dieses ganzheitlichen und ursächlichen Diagnose- und Therapiekonzepts steht die regenerative Mitochondrienmedizin, wobei die Stabilisierung und Regeneration der Struktur und Funktion von Mitochondrien nebst dem Ausheilen chronisch inflammatorischer Prozesse im Vordergrund stehen. Chronische Entzündungsprozesse, die bei der Genese heutiger Zivilisationserkrankungen eine wesentliche Rolle spielen, werden somit ausgeheilt. Ein wesentliches Fundament der CST ist die Ernährungstherapie. Hauptziel der Ernährungsdiagnostik ist es, diejenigen Lebensmittel zu detektieren, welche im Organismus des Patienten möglicherweise zu chronischen Entzündungsreaktionen und deren degenerativen Folgeschäden führen können.
Um chronische Erkrankungen mit mitochondrialen Dysfunktionen ursächlich zu behandeln, spielt die Laboranalytik eine wichtige Rolle. Die Untersuchung von Zellbelastungen (z. B. oxidativer/nitrosativer Stress oder Schwermetallen) ATP-Bildung, Nährstoffversorgung und entzündlichem Geschehen ermöglicht ein tiefgehendes Verständnis gestörter Stoffwechselleistungen.
Mitochondriale Basis-Analytik
– Mineralstoffe: Calcium Kalium Natrium, Eisen (Ferritin und Transferrinsättigung), Kupfer Magnesium, Mangan, Selen, Zink.
– Das Verhältnis von Laktat:Pyruvat ist ein Parameter für anaerobe/aerobe Prozesse. Im physiologischen Zustand beträgt das Verhältnis Laktat:Pyruvat 1:10, bei unzureichender Energieversorgung liegt es oberhalb dieses Quotienten
– Isoenzyme der Laktat-dehydrogenase (LDH1-LDH5)
– Unter oxidativem bzw. nitrosativem Stress versteht man eine Stoffwechsellage, bei der eine das physiologische Ausmaß überschreitende Menge reaktiver Sauerstoff- und Stickstoffverbindungen gebildet wird. Das ist der Fall bei Rauchen, Über- oder Unterernährung, UV-Schäden, Leistungs- und Hochleistungssport, extremer körperlicher Arbeit und inflammatorischen Erkrankungen. Zu hohe Werte folgender Parameter sind ein Hinweis auf oxidativem bzw. nitrosativem Stress.
- Antioxidative Gesamtkapazität (misst die Summe der antioxidativ wirkenden Bestandteile im Blut)
- Glutathion
- Nitrotyrosin (wobei ein negatives Nitrotyrosin-Ergebnis den nitrosativen Stress nicht ausschließt)
- LDL-Cholesterin
- Oxidiertes LDL
- Homocystein
– Coenzym Q10
– Vitamin D3 (25(OH)-Vitamin-D3)
– Hs-CrP
– Pyruvatkinase M2 (M2-PK)
Optionale zusätzliche Parameter
– Leberfunktionstests
– Nierenfunktionstest
– Vitamine B1, B2, B3, B6, B12, Biotin, Folsäure
– Aminosäuren-Profil
– Darmpermeabilität (Alpha-1-Antitrypsin und Zonulin)
– Homocystein