Die Ätiologie des Reizdarmsyndromes (RDS oder IBS, inflammatory bowel syndrome) ist teilweise immer noch unklar. Ein ausschlaggebender Faktor bei der diarrhö-prädominanten Form (RDS-D) scheint die Glutensensitivität zu sein. Veränderungen der Motilität, Immunreaktionen und psychische Faktoren sind außerdem vorgeschlagen worden. Ein weiterer konsistenter Befund bei vielen Patienten sind erniedrigte Schmerzschwellen im Kolon. Die Bedeutung der Ernährung bei Patienten mit Reizdarmsyndrom ist jedoch immer noch nicht eindeutig geklärt.
Das Ziel dieser Studie bestand darin, die IgG4-Titer gegen häufige Nahrungsmittelantigene bei Patienten mit Reizdarmsyndrom und gesunden Probanden zu messen. In die Studie (aus Korea) wurden 32 Patienten eingeschlossen, mit Reizdarmsyndrom gemäß den Rom III-Konsensuskriterien (zwölf Patienten mit Durchfall-prädominantem Reizdarmsyndrom; 20 Patienten ohne Durchfall-Prädominanz). Diese Patienten wurden verglichen mit 32 gesunden Probanden. Bei allen 64 Teilnehmern wurden die Serum-IgG4-Antikörper gegen 90 häufigen Lebensmitteln bestimmt.
IgG4 wird als Messgröße einer „überstandenen“ oder asymptomatischen Typ I-Allergie betrachtet und gilt als „blocking antibody“ gegenüber dem IgE, d. h. IgG4 blockt die Bindung an IgE ab. Dieses Immunglobulin kommt in etwa 10.000-fach höherer Konzentration vor als IgE und kann daher schneller und häufiger an ein Allergen binden als IgE. Da IgG4 aber nur etwa 1 % der Histaminmenge freisetzt im Vergleich zu IgE, kommt es bei fast allen Patienten nicht zu entsprechenden allergischen Symptomen. Daher hat IgG4 also positive Eigenschaften (bei 95 – 97 % der Patienten), da die Allergene von IgG4 abgefangen werden, so dass sie weniger mit IgE reagieren und die Symptome einer Typ I-Allergie auslösen.
Die Untersuchungen erbrachten folgende Ergebnisse: Patienten mit Reizdarmsyndrom hatten signifikant höhere IgG4-Titer gegen Weizen, Taroknollen, Lauch, Salat, Äpfel und Orangen im Vergleich zu den Werten der gesunden Probanden. Die Serum-IgG4-Titer auf Ingwer, Kakao, Walnuss, Radieschen, Zwiebeln und Salat waren bei RDS-Patienten tendenziell höher als bei den gesunden Kontroll-Probanden. Bei der Patientengruppe mit Durchfall-prädominantem RDS (RDS-D) wurden vor allem höhere IgG4-Werte auf Weizen, Gluten, Gliadin, Äpfel und Orangen festgestellt. In der Untergruppe der 20 Patienten ohne Durchfall-Prädominanz bestanden signifikant stärkere Reaktionen auf Eiweiß, Soja, Ananas, Salat, Lauch und Taroknollen.
Entgegen einer weit verbreiteten Meinung der Allergologen, dass es eine physiologische Erscheinung sei, wenn ein Mensch IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel bildet, ist auch bei dieser Studie nachgewiesen worden, dass die Prädominanz von IgG/ IgG4 im Serum eine immunologische Abwehrreaktion gegen ein Nahrungsmittel darstellt und in diesem Fall mit einer weit verbreiteten Erkrankung wie dem Reizdarmsyndrom im Zusammenhang steht.