N-Acetylcystein (NAC), eine acetylierte Cysteinverbindung, hat aufgrund seiner wichtigen medizinischen Anwendungen seit Jahrzehnten medizinisches Interesse geweckt. NAC ist eine Glutathion-Vorstufe mit antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkungen, die auch als Nahrungsergänzung verwendet wird. Cystein wird für die Synthese von Glutathion (ein Tripeptid aus Cystein, Glycin und Glutaminsäure) benötigt, das ein ganz wesentliches intrazelluläres Antioxidans ist und Schutz vor freien Radikalen und anderen Toxinen bietet. Die Wirkung von NAC beruht auf der Fähigkeit der reaktiven SH-Gruppe des Acetylcysteins, chemische Radikale zu binden. Die SH-Gruppe bindet an die freien SH-Gruppen von Proteinen und Membranenzymen, was deren Zerstörung verhindert. Dadurch werden Enzyme vor der Schädigung durch Peroxide und durch freie Radikale geschützt. Diese Membranstabilisierung verhindert auch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus der Zelle. Seit den 1960er Jahren wird NAC als Gegenmittel bei Acetaminophen-Vergiftungen verwendet, um ein akutes Leberversagen zu verhindern.
In der Schulmedizin wird NAC als Hustenlöser eingesetzt, der Atemwegssekrete bei Patienten mit Lungeninfektionen oder chronischer Bronchitis löst. Bei Nieren- und Infektionskrankheiten wird NAC ebenso verwendet. Auch in der Psychiatrie ist NAC hilfreich, aufgrund seiner Wirkung auf den Glutaminstoffwechsel im Gehirn und bei Therapien zur Linderung neurodegenerativer und psychischer Erkrankungen. Insbesondere der Einsatz bei Schizophrenie, Zwangsstörungen und Depressionen ist Gegenstand aktueller Untersuchungen. NAC hat aber auch Potenzial für den Einsatz bei anderen Erkrankungen, z. B. Krebs oder Gefäßerkrankungen. Diese klinisch vielfältigen Anwendungen werden auf die positiven Wirkungen von NAC zurückgeführt, auf Signalwege, die bei Stress, Infektionen und inflammatorischen Zuständen eine Rolle spielen. Auch in der Drogentherapie könnte NAC zukünftig eine Rolle spielen. Tierversuche haben gezeigt, dass kokainsüchtige Ratten durch NAC stärker die Drogensucht verloren im Vergleich zu den mit Placebo behandelten Tieren.
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