Vitamin B3 oder Niacin besteht aus einer Kombination von Nikotinsäure und Nikotinamid und ist Vorläufer der biologisch aktiven Coenzyme Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD+) und Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat (NADP+). Diese beiden Coenzyme werden in den Mitochondrien gebildet und sind an etwa 200 verschiedenen enzymatischen Reaktionen beteiligt. Somit spielen sie eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel sowie beim Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel. In den Mitochondrien wird NAD+ für die Enzyme des Citratzyklus benötigt und der Fettsäureoxidation. Niacin kann daher auch als eine Art „Schrittmacher“ des mitochondrialen Energiestoffwechsels (Atmungskette und ATP-Produktion) gesehen werden. Im Zellinneren wird NADP+ benötigt zur Bildung von Fettsäuren und Steroidhormonen, sowie im Pentosephosphatweg zur Verwertung von Glukose.
Niacin wird seit 1955 (entweder alleine oder in Kombination mit Statinen) zur Senkung des Gesamtcholesterinspiegels, der Triglyceride, des LDL-Cholesterins, des VLDL-Cholesterins (Very-low-Density-Lipoprotein) und der Lipoproteinspiegel eingesetzt. Darüber hinaus ist Niacin ein wirksamer Stoff zur Erhöhung des plasmatischen HDL-Cholesterins ↗︎ Link 1 | ↗︎ Link 2 | ↗︎ Link 3.
Dieses Vitamin spielt sowohl ↗︎ bei der Neuroprotektion als auch beim neuronalen Tod eine wichtige Rolle und ist daher für das Funktionieren des zentralen Nervensystems, sowie der neuronalen Entwicklung und Funktion von großer Bedeutung. Niacin wird für den Aufbau verschiedener Neurotransmitter im Gehirn benötigt (z. B. Serotonin) und verbessert die Merk- und Konzentrationsfähigkeit. Es ist auch bekannt, dass ein Niacinmangel negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Hinweise deuten darauf hin, dass die Supplementierung mit Niacin sich ↗︎ positiv auf den Verlauf psychotischer Schübe bei Patienten mit Schizophrenie auswirken kann.
Da Niacin für zentrale Stoffwechselprozesse benötigt wird, sind die positiven Wirkungen bzw. der therapeutische Nutzen sehr vielfältig ↗︎ Link 6 | ↗︎ Link 7. Die jeweiligen Wirkmechanismen sind jedoch in vielen Fällen noch nicht geklärt. Man konnte jedoch zeigen, dass eine verringerte intrazelluläre NAD-Konzentrationen zum Verlust der Fähigkeit einer Zelle zur Teilung und zum Wachstum führt, was ↗︎ Zellalterung und Zelltod zur Folge hat. Weitere Erkrankungen bzw. biologische Ereignisse bei denen Niacin eine Rolle spielen könnte:
- Alzheimer-Krankheit
- Amyotrophe Lateralsklerose
- Arthritis
- Diabetische Enzephalopathie
- Huntington-Krankheit
- Hyperphosphatämie bei chronischer Nierenerkrankung
- Intrazelluläre Kalzium-Regulation
- Malignes Gliom
- Muskelatrophie
- Neurodegenerative Erkrankungen
- Parkinson-Krankheit
- Plattenepithelkarzinom
- Schizophrenie
- Zirkadianer Rhythmus
- Stoffwechselregulierung durch Sirtuine.
Zu einem kleinen Teil kann der Körper Niacin in der Leber aus der Aminosäure Tryptophan selbst produzieren, die in zahlreichen Lebensmitteln in ausreichender Menge vorkommt. Die täglich empfohlene Zufuhr beträgt 13 – 17 mg/Tag (Jugendliche und Erwachsene) bzw. 15 – 17 mg/Tag (Schwangere und Stillende). Dabei ist zu beachten, dass der Bedarf an Vitamin B3 vom jeweiligen Energieverbrauch und vom Gesamtumsatz abhängt. Bei höherem Energieverbrauch steigt auch der Bedarf an Vitamin B3. Sofern Niacin als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt wird, sollte es nach den Mahlzeiten mit viel Flüssigkeit konsumiert werden. In hoher Dosierung (etwa 50 – 100 mg) kann Nicotinsäure innerhalb von 10 bis 45 Minuten zu einem Flush führen, mit Hautrötung, Hitzegefühl, Juckreiz und Kribbeln (verursacht über die durch Prostaglandin D2 ausgelöste Vasodilatation). Niacin kann das Risiko von Blutungen, Hypotonie und Hyperurikämie erhöhen und Veränderungen in der Blutzuckereinstellung verursachen. Es kann auch zu nachteiligen Wirkungen auf die glykämische Kontrolle bei Patienten mit Dyslipidämie kommen, sowohl mit als auch ohne Diabetes. Daher sollte bei längerer Anwendung eine engmaschige Kontrolle der Glukosetoleranz, der Leberwerte und der Nierenwerte stattfinden.
Vitamin B3 ist vor allem in tierischen Produkten enthalten, kommt aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor:
- Cashewkerne
- Datteln
- Eier
- Erdnüsse
- Fisch
- Fleisch (Rind, Wild)
- Geflügel
- Hülsenfrüchte
- Kaffee
- Kalbsleber
- Milchprodukte
- Pilze
- Verschiedene Obst- und Gemüsesorten
- Vollkornprodukte
- Weizenkleie
- Niacin-Mangelsymptome:
- Appetitmangel
- Depressive Verstimmung
- Erschöpfung
- Gedächtnisstörungen
- Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit
- Schlaflosigkeit
- Muskelschwäche
- Psychosen
- Glossitis (Himbeerzunge)
- Gerötete, rissige, schuppige Haut
- Immunsuppression (z. B. Neutropenie).
Auch in der schulmedizinischen Forschung wird den Wirkungen von Niacin viel Aufmerksamkeit gewidmet. ↗︎ Hier finden Sie eine Übersicht aktueller und abgeschlossener klinischer Studien unter Verabreichung von Niacin.